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Trainer auf der Überholspur Gerardo Seoane: Als Spieler Heisssporn, als Trainer Ruhepol

Gerardo Seoane setzte seinen steilen Aufstieg auch in der Bundesliga fort. Im «Sportpanorama» gab er sein Erfolgsrezept preis.

Gerardo Seoanes Trainerkarriere kennt weiterhin nur einen Weg: Steil nach oben. Nach drei Meistertiteln in Serie und einem Cupsieg mit den Young Boys versuchte der Luzerner sein Glück in der Bundesliga. Die Bilanz in seiner Premieren-Saison lässt sich sehen: Nach der besten Rückrunde des Klubs seit 20 Jahren beendete er die Spielzeit mit Bayer Leverkusen auf Rang 3. Kommende Saison spielen seine Mannen in der «Königsklasse».

Nach den «wohl längsten Sommerferien seit der Schulzeit» und bevor Seoane am Montag das Training wieder aufnehmen wird, war er zu Gast im «Sportpanorama». Die Qualifikation für die Champions League sei für ihn und Leverkusen sehr hoch einzustufen. Das Argument «Königsklasse» sei enorm wichtig, um Spieler im Klub zu behalten oder neue Zuzüge zu tätigen.

Videostudium von Klopp und Guardiola

Seoane ist als Trainer die Ruhe selbst. Das war beim heute 43-Jährigen nicht immer so. Als Spieler war der schweizerisch-spanische Doppelbürger als Heisssporn bekannt, 2010 endete seine Aktiv-Karriere abrupt. Vor 12 Jahren wurde der Captain des FC Luzern abgesägt und sein Vertrag vorzeitig aufgelöst. Er sei zu hart mit seinen Mitspielern umgegangen, befand sein damaliger Trainer Rolf Fringer. Mit nur 32 Jahren hing der Verteidiger seine Fussballschuhe an den Nagel.

«Es war ein schwieriger Moment, der mich extrem getroffen hat», blickt Seoane zurück. «Nach einer kurzen Verschnaufpause habe ich versucht, mich neu zu orientieren.» Die Trainerkarriere, die er kurz darauf einschlug, nahm er akribisch in Angriff – Videostudium von Medienkonferenzen von Trainergrössen wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola inklusive.

David Zibung war beeindruckt von der Zielstrebigkeit, die sein einstiger Teamkollege schon damals an den Tag legte: «Er hat sich vor den Computer gesetzt und hat auf die Mimik, Gestik und die Artikulation geachtet. Heute setzt er das Gelernte auf seine Art um.»

Gerardo Seoane
Legende: Weiss, wo's langgehen soll Gerardo Seoane imago / Michael Weber

Der Coach hat einen Coach

Das Erfolgsrezept von Seoane liegt aber nicht nur beim Beobachten, sondern auch bei aktiv gesuchter Unterstützung. Seit längerer Zeit hat er selber einen Coach. «Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich für eine Karriere als Trainer auf Unterstützung angewiesen bin. In der Ausbildung wird nur in der Theorie über Führungsqualitäten gesprochen, darum habe ich es für richtig gehalten, jemanden zu suchen, der mich in diesem Bereich unterstützt.»

Der akribische Planer hat sich derweil noch nicht mit möglichen weiteren Stationen seiner Karriere beschäftigt. «Ich arbeite bei jedem Klub so, als würde ich das ganze Leben dort bleiben.» Bei Leverkusen besitzt Seoane momentan einen Vertrag bis Sommer 2024, eine Ausstiegsklausel gibt es im Vertrag nicht.

SRF zwei, «Sportpanorama», 19.06.2022, 18:00 Uhr ; 

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