Von Nürnberg nach Anderlecht, ein Zwischenhalt in Luzern, dann nach Kairo und schliesslich ins japanische Kashima. Innerhalb von nur rund 7 Jahren. Die Trainerstationen von René Weiler muten durchaus exotisch an, doch die entsprechenden Teams bauen allesamt auf einer stolzen Vergangenheit auf: Wie Anderlecht in Belgien und Al Ahly in Ägypten sind auch die Kashima Antlers Rekordmeister ihres Landes.
Weiler bietet sich so die Chance, eigentlich fast die Pflicht, den 3. Meistertitel auf dem 3. Kontinent zu erringen. Der Winterthurer schwärmt von den Antlers-Fans in der Stadt, die anderthalb Autostunden von Tokio entfernt liegt: «Die Atmosphäre ist bewundernswert, das Publikum hört nie auf, das Team anzufeuern. Egal wie es steht. Und: Es gibt keine Aggressionen.»
Nicht wüst, aber auch nicht eben schön
Etwas weniger euphorisch schildert er seine Beziehung zur 67’000-Einwohner-Stadt Kashima: «Es ist nicht wüst, aber auch nicht sehr schön.» Und er gesteht: «Freiwillig würde ich Kashima nicht als Wohnort wählen.» Jammern will Weiler aber auf keinen Fall. Das Essen sei jedenfalls wunderbar, auch wenn er der Einfachheit halber die Essstäbchen in der Regel um Gabel und Messer ergänze. Und am Pazifischen Ozean, an den die Stadt grenzt, finde er seinen Frieden.
Selbiges gelte für den Kashima-Jingu, ein Shinto-Schrein in der sonst an Sehenswürdigkeiten armen Stadt. Der 48-Jährige bezeichnet sich als gläubigen Menschen – auch ohne Kirchenbesuche. «Ich glaube an das Schicksal, und dass man es beeinflussen kann. Ich bete jeden Tag», erzählt er.
Beinahe wären es die USA geworden
So kann man es als Fatalismus sehen, dass Weiler in Japan gelandet ist. Denn in den USA hatte er bereits einen Vorvertrag. Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht jagt der Weltenbummler dann schon bald den 4. Meistertitel auf dem 4. Kontinent.
Zumindest für Nummer 3 sieht es derzeit gar nicht schlecht aus: Mit den Antlers liegt er nach Verlustpunkten an der Tabellenspitze der japanischen J-League. Sollte er hingegen scheitern, könnte sich das ebenfalls schicksalhaft auf seinen Vertrag auswirken ...