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Wolfsburg-Spieler im Interview Mehmedi: «Es hat sich angefühlt wie das Karriereende»

Wie überall in der Sportwelt ruht auch in der Bundesliga der Spielbetrieb wegen der Corona-Krise. Admir Mehmedi hat beim VfL Wolfsburg das Training im Kraftraum wieder aufgenommen. Im Interview spricht er über die spezielle Situation.

SRF Sport: Admir Mehmedi, am letzten Montag wurde das Training in Wolfsburg wieder aufgenommen. Wie war der Moment, als Sie ins Trainingszentrum gefahren sind?

Admir Mehmedi: Es war sehr speziell. Dass es mitten in der Saison einen Unterbruch gibt, hat wohl noch keiner erlebt. In der Woche, als wir nur zuhause sein mussten, hat es sich angefühlt wie das Karriereende. Man wusste nicht, wie es weitergeht und was man am nächsten Tag macht. Wir sind im Moment nur in kleinen Gruppen im Kraftraum und schauen jetzt einfach, dass wir fit bleiben. Allerdings ohne festes Ziel.

Wie sieht denn das Training konkret aus?

Das Training findet ausschliesslich im Kraftraum statt, wir gehen nicht auf den Platz. Wir machen das, was möglich ist und arbeiten an unseren Defiziten. Es wird darauf geachtet, dass wir untereinander so wenig Kontakt wie möglich haben und den Abstand einhalten. Die Organisation ist top.

Ich verbringe vor allem Zeit mit meiner Familie.

Sie haben jetzt sicher neben dem Fussball mehr Freizeit, mehr Zeit zuhause. Wie verbringen Sie diese Zeit?

Abgesehen von den Trainings bin ich ausschliesslich zuhause. Ich gehe mit meinem Sohn in den Garten und spiele mit ihm ein bisschen Fussball. Ich verbringe vor allem einfach Zeit mit meiner Familie.

Haben Sie vielleicht ein neues Hobby gesucht oder gefunden?

Bis jetzt nicht. Mittlerweile schaffe ich es aber, dass meine kleine Tochter auf meinem Arm einschläft (lacht).

Zwischen dem letzten Spiel in der Europa League am 12. März und der Rückkehr ins Training lagen 10 Tage, an denen Sie nicht trainiert haben. Wie haben Sie sich in dieser Zeit fit gehalten?

Wir haben einen Plan mit verschiedenen Übungen für zuhause bekommen. Aber 10 Tage sind für einen Profifussballer kein Problem. Ganz anders sieht es aus, wenn man 4 Wochen gar nichts macht, dann hat man ein Problem.

Es ist wichtig, dass alle realisieren, dass es im Moment Wichtigeres gibt als Fussball.

Wie fühlt es sich an, wenn Sie trainieren müssen, und Sie nicht genau wissen, wann es weitergeht?

Es ist komisch. Ich kann es kaum beschreiben, ich habe so etwas auch noch nie erlebt. Aber uns bleibt nichts anderes übrig. Man muss es akzeptieren wie es ist. Wichtig ist auch, dass alle realisieren, dass es im Moment Wichtigeres gibt als Fussball. Es ist jetzt vor allem wichtig, dass die Welt dieses Problem in den Griff bekommt. Die Gesundheit der Menschen steht an erster Stelle.

Was ist Ihre persönliche Meinung: Sollte man den Spielbetrieb wieder aufnehmen, falls es geht? Oder sollte man die Meisterschaft frühzeitig absagen und andere Lösungen suchen?

Ich finde, dass wir die Meisterschaft zu Ende spielen sollten. Aber nur, wenn es kein Risiko gibt. Im Moment zählt allerdings einzig, dass wir das in den Griff bekommen. Jetzt zu sagen, dass wir nicht fertig spielen, wäre meiner Meinung nach auch kein gutes Zeichen. Wir müssen von Tag zu Tag schauen, wie es sich entwickelt. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dann sollte man die Meisterschaft fertig spielen.

Das Talent zu Singen haben nur ganz wenige unter Beweis gestellt. Ich gehöre da sicher nicht dazu.

Sie haben in den letzten Tagen auch mit der Nati für Aufsehen gesorgt. Das Lied, das Sie zusammen mit Ihren Teamkollegen aufgenommen haben, hat ziemlich für Furore gesorgt. Wie ist das zustande gekommen?

Ich habe von Yann Sommer eine Nachricht bekommen, dass man sich überlegt habe, wie wir ein Zeichen setzen können. Das ist dann herausgekommen. Über das Gesangstalent kann man sich unterhalten (lacht). Aber ich glaube, es ist bei den Leuten gut angekommen. Wir haben unser Bestes gegeben. Aber es ist schon klar, dass wir besser Fussball spielen können als singen.

Sind Sie trotzdem stolz auf das Ergebnis?

Es ist eine coole Sache geworden und ich bin natürlich auch stolz. Aber das Gesangstalent haben nur ganz wenige unter Beweis gestellt. Ich gehöre da sicher nicht dazu.

SRF zwei, sportflash, 27.03.20, 20:00 Uhr ; 

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