Eines macht Yann Sommer im virtuellen Medientreffen gleich klar: Als Flucht weg von Bayern München möchte er seinen Wechsel zu Inter Mailand nicht verstanden wissen. «Im Gegenteil. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in München, auch wenn alles sehr gross ist und sehr viel geredet wird über diesen Klub», sagt er.
Mit dem deutschen Rekordchampion hatte Sommer zwar in extremis die Meisterschale geholt, doch während seines halbjährigen Aufenthalts an der Säbener Strasse blieb auch kein Stein auf dem anderen. Trainer und Goalietrainer wurden genauso ausgewechselt wie das sportliche Führungsduo Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Dazu verdüsterten sich die Zukunftsaussichten des Nati-Goalies mit der anstehenden Rückkehr Manuel Neuers.
Unbestrittener Stammgoalie bei Inter
Dass Inter Sommer als klare Nummer 1 verpflichten wollte, habe ihm die Entscheidung zum zweiten Klubwechsel innert kurzer Zeit natürlich erleichtert. «Ich habe mir mit meinem Team sehr viele Gedanken darüber gemacht, was für mich, für meine Karriere das Beste ist. Ich wollte diese Herausforderung annehmen.»
Es hat sich innert kurzer Zeit alles komplett verändert. Es ist aber spannend, ich geniesse das sehr.
Bei Gladbach war Sommer ein Inbegriff von Konstanz und Verlässlichkeit gewesen, hatte achteinhalb Jahre lang in einem relativ gefestigten Umfeld reifen können. Ganz anders in den letzten Monaten: «Es war eine wilde Fahrt. Es hat sich innert kurzer Zeit alles komplett verändert. Es ist aber spannend, ich geniesse das sehr», berichtet Sommer.
Er lässt indes auch durchblicken, dass die Situation fordernd war. «Zwei Umzüge in kurzem Abstand zu organisieren, bringt viel Aufwand mit sich.» Frau und Kinder haben ihn zuerst nach Italien begleitet, sind aber noch einmal nach München zurückgekehrt. Sobald eine Bleibe gefunden ist, wird sich die Familie dauerhaft in Mailand niederlassen.
Siege sorgen für Ruhe – vorerst
Im neuen Klub hat sich der 34-Jährige bereits bestens eingelebt, auch wenn die Umstellung nicht ganz ohne ist. «Es ist das erste Mal, dass ich in einem Land spiele, in dem man eine andere Sprache spricht.» Auf dem Platz spiele sich die Kommunikation aber ohnehin schnell ein.
Mit zwei 2:0-Siegen gegen Monza und Cagliari ist der Start in der Serie A nach Mass geglückt. Zweimal blieb Sommer ungeschlagen, was ihm zusätzliche Sicherheit gegeben und für Ruhe im Umfeld des Klubs gesorgt habe.
Dass es auch anders sein kann, erfuhr er gleich nach seiner Ankunft, als er im Testspiel gegen Salzburg nicht besonders gut aussah. «Ich komme in einen neuen Klub, bin ein paar Tage hier. Und dann bewertet man ein Freundschaftsspiel wie ein Champions-League-Spiel. Damit kann ich wenig anfangen, aber es ist heutzutage einfach so», merkt Sommer kritisch an.
Intensive Wochen stehen an
In den nächsten Wochen bleibt der Rhythmus hoch. Am Sonntag spielt Inter gegen Fiorentina, dann folgt die Nati-Pause mit den Partien gegen den Kosovo und Andorra, bevor das «Derby della Madonnina» gegen Milan und der Start in die Champions-League-Kampagne anstehen. Für den Routinier kein Problem: «Ich bin mir nichts anderes gewöhnt.»