Eigentlich läuft alles perfekt für Luka Modric und seine kroatische Mannschaft: In der Vorrunde in allen Belangen überzeugt, im Achtelfinal-Penalty-Krimi gegen Dänemark die Nerven behalten und nun mit Russland im Viertelfinal eine machbare Hürde vor Augen.
Verärgerte Fans
Und doch stehen nicht alle Kroaten hinter der Mannschaft. An einer vielbefahrenen Strasse in der Provinz Dalmatien hing vor der WM ein Banner mit der Aufschrift: «Möge Gott veranlassen, dass ihr alle verliert.» Bereits bei der EM in Frankreich vor zwei Jahren warfen die kroatischen Fans nach dem Tschechien-Spiel Petarden auf den Platz.
Es sind Protestaktionen gegen kriminelle Machenschaften im kroatischen Fussball, in die auch Captain Luka Modric und Abwehrchef Dejan Lovren verwickelt sind.
Das hier ist eine WM, nur darum geht es.
Krimineller Fussball-Pate
Hauptfigur ist der Spielervermittler Zdravko Mamic. Als Luka Modric 2008 für 21 Millionen Euro von Dinamo Zagreb zu Tottenham Hotspur wechselte, hatte sich der damalige Dinamo-Boss Mamic am Transfererlös bereichert. Gleiches passierte beim Transfer von Lovren zu Lyon. Mamic wurde wegen dieser und weiterer Fällen zu sechseinhalb Jahre Haft verurteilt.
Modric hatte im Prozess als Zeuge ausgesagt, mit Mamic die Teilung des Transfererlöses vereinbart zu haben. Später zog er diese Darstellung zurück. Deshalb ist Modric nun wegen Falschaussage angeklagt. Ihm drohen bis zu sechs Jahre Haft.
Keine Leistungseinbusse
An der WM zeigte Modric noch keine Anzeichen, dass ihn diese Geschichte belastet. Er überzeugte in sämtlichen WM-Spielen als zuverlässiger Teamleader. Einzig als ihn ein Reporter auf den Korruptionsfall ansprach, verlor Modric kurz die Fassung: «Wie lange haben Sie darauf gewartet, diese Frage zu stellen», schimpfte er: «Das hier ist eine WM, nur darum geht es.»
Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung auf SRF zwei