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Nach dem Sieg über Serbien So kann man weit kommen, aber…

Als erstes Team an dieser WM dreht die Schweiz einen Rückstand. Moral und Charakter sind intakt. Es gibt aber dennoch Diskussionsstoff.

«Wir haben Charakter, geben nie auf. So kann man weit kommen», sagte Blerim Dzemaili nach dem 2:1-Sieg gegen Serbien. Tatsächlich. Die Nati hat wie schon gegen Spanien und Brasilien auf einen Gegentreffer reagiert. Als erste Mannschaft überhaupt an dieser WM hat die Schweiz einen Rückstand noch gedreht. Das verdient Respekt.

Dennoch bemängelte Coach Vladimir Petkovic nach der Partie zurecht die vielen verlorenen Zweikämpfe vor allem in der ersten Halbzeit. Die Schweiz wäre beinahe von der serbischen Taktik geschlagen worden. Sie hätte auch 0:2 in Rückstand liegen können. Denn die Abwehr kam mit dem hohen Pressing nicht zurecht.

Die Schweiz konnte ihrerseits ein solches gar nicht aufziehen. Goalie Vladimir Stojkovic versuchte es gar nicht erst mit einem gepflegten Spielaufbau, sondern pfefferte seine Abschläge in die andere Spielhälfte. Die Lufthoheit war den Serben sicher.

Ball flach gehalten und gewonnen

Es bedurfte also einer Reaktion der Schweizer – und diese erfolgte nach der Pause. «Wir haben in der Kabine rumgeschrien», verriet Torschütze Granit Xhaka nach der Partie. Coach Petkovic bestätigte lächelnd, er habe zuerst einmal nur zugehört. Dann fand er offenbar die richtigen Worte.

Die Schweiz hielt den Ball flach und spielte ihre Stärken aus. Mit den Einwechslungen von Mario Gavranovic, Breel Embolo und Josip Drmic sendete Petkovic ein kräftiges Signal aus. Die Schweiz wollte den Sieg. Angesichts des Gezeigten war er auch verdient.

Bezeichnend ist, dass gerade die designierten Leistungsträger auf der Höhe ihrer Aufgabe waren. So explodierte Xherdan Shaqiri im richtigen Moment. Eiskalt schloss der 1,69 m kleine Wirbelwind den Konter in der Schlussminute ab. Es war symptomatisch, dass der kleinste Schweizer die Entscheidung herbeiführte. Und Xhaka hatte der Partie spätestens mit dem Ausgleichstreffer den Stempel aufgedrückt.

Shaqiri hat in der Vergangenheit schon manch wichtiges Tor für die Schweiz erzielt. Man erinnere sich an die Triplette vor 4 Jahren an der WM gegen Honduras oder seinen Seitfallzieher vor 2 Jahren an der EM gegen Polen. Xhaka hingegen ist nicht bekannt für die entscheidenden Treffer in wichtigen Partien. Beim 5:2 im WM-Quali-Match gegen Ungarn im Oktober gelang ihm indes das wegweisende 1:0.

Nachspiel für Xhaka und Shaqiri?

Offensichtlich war in Kaliningrad auch, dass sich bei Shaqiri und Xhaka in den Tagen zuvor etwas angestaut hatte. «Es war unglaublich, was da in Serbien geschrieben wurde», meinte Shaqiri. Xhaka widmete sein Tor der Heimat. Und es wurde jedem klar, dass an diesem Abend ganz spezielle Emotionen im Spiel waren.

So gut sich die Ausgangslage nun auch präsentiert (ein Remis reicht zum sicheren Weiterkommen, vielleicht sogar eine Niederlage), der Torjubel der beiden Schweizer Aushängeschilder muss einem zu denken geben. Denn ein Nachspiel ist zu befürchten. Und es wäre jammerschade, hätte dieses sportliche Konsequenzen. Ansonsten kann man Dzemaili nur beipflichten: Die Schweiz kann in diesem Turnier noch weit kommen.

Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur WM 2018

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