1. Solidarität
Es war beeindruckend, mit welcher Vehemenz und Leidenschaft die Schweizer die von Coach Murat Yakin vorgegebene Taktik auf dem Platz umsetzten. Kein Laufweg war zu weit, kein Zweikampf zu viel.
Auch wenn die Spanier die Nati zeitweise und gerade gegen Ende der Partie in ihrer eigenen Platzhälfte einschnürte – das Ballbesitzverhältnis lag am Ende bei 70 gegenüber 30 Prozent –, hatte man stets den Eindruck, dass jeder Spieler haargenau weiss, was zu tun ist. Yakin sprach nach dem Spiel zurecht von einer «reifen» und «solidarischen» Leistung.
2. Superstar in the making?
Ihm gehörten die Schlagzeilen schon vor dem Spiel, und auch jetzt ist Manuel Akanji in aller Munde. Der Neo-City-Söldner nahm den Schwung aus der Premier gleich in die Nations League mit und verlieh der Abwehrkette mit seiner Ausstrahlung und Abgeklärtheit die nötige Ruhe.
Doch damit nicht genug: Ganz im Sinne von «wenn’s läuft, dann läufts», erzielte der 27-Jährige gegen Spanien sein allererstes Nati-Tor. Auch am 2:0 hatte Akanji entscheidenden Anteil. Einziger «Tolggen im Reinheft»: Der Innenverteidiger sah wegen Meckerns die gelbe Karte und wird damit den Showdown gegen Tschechien am Dienstag in St. Gallen verpassen.
3. Standards – (endlich) eine Waffe?
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte SRF-Experte Beni Huggel im Rahmen der WM-Qualifikation die mangelnde Gefährlichkeit der Nati bei Standards bemängelt. «Das ist noch keine Waffe des Schweizer Teams. Ich erhoffe mir, dass in den kommenden Zusammenzügen mehr Wert auf die Ausführung der Standards gelegt wird. Das ist im heutigen Fussball ein extrem wichtiges Mittel», erläuterte Huggel damals.
Sein Anliegen scheint Gehör gefunden zu haben, beide Tore gegen Spanien fielen nach Eckbällen. Nur ein Ausreisser nach oben oder tatsächlich ein neues Element im Schweizer Spiel?
4. Mit links – oder doch nicht ...?
Nach dem Pausentee kehrte Ricardo Rodriguez nicht mehr aufs Feld zurück. Gut möglich, dass er sich tatsächlich eine Tasse Tee genehmigte, leidet der Italien-Söldner doch an einer Erkältung. Seinen Platz nahm Renato Steffen ein.
Ein Experiment, das dieses Label auch tatsächlich verdient. Denn: Steffen, kein gelernter Aussenverteidiger, konnte seine Unsicherheiten nicht kaschieren. Nebst einigen Stockfehlern düpierte er Goalie Yann Sommer mit einem Rückpass beinahe. Die Frage drängt sich auf: Wird Steffen tatsächlich als Rodriguez-Backup an die WM reisen oder muss Yakin auf dieser Position nochmals über die Bücher?
5. Viva España
Dass die Spanier ein fussballverrücktes Volk sind, ist nichts Neues. Das zeigte sich auch in Saragossa. Die Vorfreude der Menschen in Aragonien, ihr Nationalteam nach 20 Jahren wieder einmal live in ihrer Stadt zu sehen, war grenzenlos. Tausende Anhänger säumten vor dem Stadion die Strassenränder und skandierten minutenlang Sprechchöre, als der Teamcar schliesslich vorfuhr. Es brauchte nur ein kurzes Winken von Pedri, um die Fans komplett in Ekstase zu versetzen.
Ob im maroden Stadion «Romareda» in naher Zukunft wieder Länderspiele stattfinden werden, darf zumindest bezweifelt werden. Dass Spanien erstmals seit 4 Jahren wieder ein Heimspiel verlor, tat der Stimmung während und nach der Partie indes keinen Abbruch.