Roy Hodgson steigt in der Schweiz zum Volkshelden auf, als er die Nati 1994 zum ersten Mal seit 28 Jahren an eine WM führt. Die Schweiz liefert in den USA ein gutes Turnier ab, scheitert im Achtelfinal an Spanien (0:3).
Hodgson ist beliebt, sowohl bei den Fans als auch bei den Spielern. «Er ist ein Gentleman, der seine Spieler gern hat», sagt Ciriaco Sforza heute. Umso grösser der Aufschrei, als 1995 kurz vor Weihnachten Artur Jorge als neuer Nati-Trainer vorgestellt wird.
Der Verband hat Hodgson nicht rausgeschmissen. Er wollte zu Inter.
Der Schweizerische Fussballverband schmeisst den beliebten und erfolgreichen Hodgson raus? Immerhin hat die Schweiz auch die erstmalige Qualifikation für eine EM-Endrunde geschafft. So einfach ist die Geschichte aber nicht. Fest steht: Hodgson sollte die Schweiz in England nicht betreuen.
Was ist passiert? Inter Mailand streckt die Fühler nach Hodgson aus und will ihn holen. «Wenn von einem solchen Klub eine Anfrage kommt, dann sagst du nicht nein», meint der damalige Nati-Captain Sforza, der nach der EM ebenfalls zu Inter wechselte. Die Sache wird geregelt, Hodgson bekommt das Doppelmandat Nati/Inter und alle Parteien – vor allem die Spieler – sind froh.
Wir haben alles versucht, damit er bleibt. Es ist etwas kaputt gegangen, auch mit dem Verband.
Doch dann folgt die Kehrtwende. Es gibt kein Doppelmandat, Hodgson wird den Schweizerischen Fussballverband verlassen. Der ehemalige SRF- und langjährige Nati-Kommentator Beni Thurnheer stellt aber klar: «Nati oder Inter? Hodgson hätte sich für Inter entschieden. Er wollte gehen. Der Verband hat ihn nicht fortgejagt. Hodgson wollte zu Inter.»
Auch für Sforza war die ganze Angelegenheit damals unverständlich. «Wir haben alles versucht, damit er bleibt. Wir haben das nicht verstanden. Es ist etwas kaputt gegangen, auch mit dem Verband», sagt er in der SRF-Sendung Legendäre Endrunden-Momente .
Hodgsons Weggang ist der Anfang eines erneuten Leidensweges für die Nati-Fans. Denn kurz darauf wird Artur Jorge verpflichtet. Er bleibt 7 Monate im Amt und nicht nur bei Sforza als «grosses Missverständnis» in Erinnerung. Er wird durch Rolf Fringer abgelöst, was folgt ist das «Debakel von Baku». Aber das sind andere Nati-Kapitel.