SRF-Experte Benjamin Huggel äussert sich im Interview zur Partie in Irland, zum nächsten Quali-Spiel gegen Gibraltar sowie zur Causa Xherdan Shaqiri.
SRF Sport: Die Nati hat sich gegen ein defensiv eingestelltes Irland äusserst schwergetan. Was sind die Erkenntnisse aus diesem Spiel?
Benjamin Huggel: Es zeigt sich, dass die Schweiz immer wieder Probleme hat, gegen auf dem Papier schwächere Gegner zu spielen. Man kann nicht die Dominanz entwickeln, um zu genügend Torchancen zu kommen. Führt man 2:0 oder 3:0, kann man einen Fehler wie beim Ausgleich auch einmal hinnehmen.
Wie bereits gegen Dänemark gibt die Schweiz einen Vorsprung noch aus der Hand. Fehlt es den Schweizern an Coolness?
Ich finde, man kann die beiden Spiele nicht vergleichen. Einen 1:0-Vorsprung kann man schnell einmal aus der Hand geben. Beim 3:3 gegen Dänemark hat sicherlich die Coolness gefehlt, im gestrigen Spiel nicht unbedingt. Die Partie der Schweizer an sich, und speziell die 1. Halbzeit, war einfach zu wenig gut.
Gegen Gibraltar ist die Nati grosser Favorit. Dänemark gewann am Donnerstag gleich mit 6:0. Kann von der Schweiz eine ähnliche Leistung erwartet werden?
Es wäre hervorragend, wenn es für die Schweiz einen klaren Sieg geben würde – und das darf auch von der Nati erwartet werden. Ob es gleich ein 6:0 gibt, steht in den Sternen. Für die Offensivabteilung ist es eine Möglichkeit, Selbstvertrauen zu tanken.
Es müssten andere Spieler in die Bresche springen.
Im Vorfeld der Partie hat vor allem die «causa Shaqiri» zu reden gegeben. Hat er dem Team gefehlt?
Jein. Er hat insofern gefehlt, dass der Raum hinter der Spitze nicht gut bespielt wurde. Es müssten aber andere Spieler in die Bresche springen und diese Position besetzen. Wie Vladimir Petkovic gestern sagte, muss sich auch bei einer Doppelspitze ein Stürmer fallen lassen und der andere Stürmer in die Tiefe gehen. Das wurde gestern nicht gut ausgeführt, hier fehlte Shaqiri. Der Aussage, dass das Spiel nur nicht gewonnen wurde, weil Shaqiri nicht dabei war, würde ich aber widersprechen.
Nach dem Spiel meinte Granit Xhaka gegenüber den Medien, falls Shaqiri die Captainbinde wolle, könne er diese haben. Alles Spekulation oder wäre Shaqiri ein valabler Ersatz für Xhaka?
Ich glaube nicht, dass das von Seiten des Trainers eine realistische Vorgehensweise wäre. Petkovic hat sich für Xhaka als Captain entschieden. Bei dieser Entscheidung war Shaqiri auch schon dabei. Würde Petkovic das Captainamt jetzt neu vergeben, wäre das intern nur schwer zu erklären. Darum glaube ich nicht, dass das ein realistisches Szenario ist.
Resultate
Das Gespräch führte Michael Gasser.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 06.09.2019, 20:10 Uhr