«Ich gönne Yann Sommer die guten Kritiken, aber es ist auch ein Armutszeugnis, wenn der Goalie immer der Beste ist», sagte Nati-Trainer Murat Yakin jüngst in einem Interview. Am Freitagabend in Rom wird wohl dennoch vieles vom Schweizer Schlussmann abhängen.
Über die hohen Erwartungen an ihn und den damit verbundenen Druck sprach Sommer vor dem Italien-Spiel bei «Gredig direkt». Gerade nach der erfolgreichen EM spüre er zwar den grossen Rückhalt der Fans. Doch im Vergleich zum gewohnten Bundesliga-Alltag sei er sich der Verantwortung in der Nati mehr bewusst, besonders bei grossen Turnieren. «Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass ich vor meinem ersten Turnier – das war die EM 2016 in Frankreich – keine Minute geschlafen und extrem geschwitzt habe in der Nacht.»
Meditation hilft
Mit der Erfahrung von mittlerweile knapp 15 Jahren als Profi hat sich der 32-Jährige indes auf die Belastungen eingestellt. Autogenes Training vor den Spielen und regelmässiges Meditieren helfen ihm neben dem Familienleben dabei, einen Ausgleich zu finden. «Am Morgen aufstehen, 10 Minuten hinsitzen und einfach mal nur sein», beschreibt er den Ablauf.
Sommer geht unkonventionelle Wege, hat sich zum Beispiel – für einen Mannschaftssportler ungewöhnlich – im Laufe der Zeit eine Art Privatteam geschaffen. Gesundheit, Ernährung, Erholung, Schlaf und ein perfekt auf ihn zugeschnittenes Training: Nichts überlässt er dem Zufall.
Natürlich spricht man in der Kabine über die Impfung.
Auch zum Thema Impfung gegen das Coronavirus positioniert Sommer sich klar. «Ich bin geimpft. Für mich war das gar keine Frage, weil ich zu jenem Zeitpunkt eine schwangere Frau zuhause hatte.» Den Stab über Berufskollegen wie Granit Xhaka oder Joshua Kimmich brechen, die eine andere Entscheidung getroffen haben, möchte der Gladbach-Söldner allerdings nicht. «Natürlich bespricht man das in der Kabine. Aber jeder soll diese Entscheidung für sich selber treffen.»
Favre voll des Lobes
Lucien Favre, der sowohl Xhaka als auch Sommer in der Bundesliga coachte, schwärmt auch Jahre nach der gemeinsamen Zeit noch vom Nati-Goalie. «Er ist menschlich und fussballerisch fantastisch. Nach dem Abgang von Marc-André ter Stegen hat man in Gladbach einen neuen Goalie gesucht. Ich habe sofort gesagt: Wenn Sommer auf der Liste ist, nehmen Sie ihn. Ohne Diskussion.»
Wie Sommer auf das Kompliment seines Förderers reagiert, wie seine ehemaligen Wegbegleiter Benjamin Huggel und Simone Grippo ihn charakterisieren und wie er sich mit kritischen Stimmen rund um die WM in Katar auseinandersetzt, erfahren Sie in den Videos unten.