Missglückter Neustart in Spaniens Frauen-Nationalteam: Die neue Auswahlchefin Montserrat «Montse» Tomé gab ihr Aufgebot für die Nations-League-Partien gegen Schweden und die Schweiz bekannt – doch wenig später betonten die Nationalspielerinnen, sie würden ihren Streik fortsetzen.
«Wir als Profispielerinnen werden nach allem, was heute geschehen ist, die möglichen rechtlichen Konsequenzen prüfen, die sich aus der Haltung der RFEF (spanischer Verband, Anm. der Red.) ergeben», heisst es in einem Statement, das die Spielerinnen in den sozialen Medien verbreiteten. Die Nominierung sei zudem «nicht fristgerecht» erfolgt.
«Schutz» für Jenni Hermoso
Zuvor hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen und 8 weitere Akteurinnen nominiert und gegenüber Medien gesagt, sie habe mit den Spielerinnen gesprochen. Details nannte sie nicht. Zahlreiche spanische Spielerinnen hatten letzte Woche weitere Reformen im Verband gefordert und mit Streik gedroht.
Nicht in Tomés 23-Frau-Aufgebot stand Jenni Hermoso, die nach dem WM-Final vom spanischen Verbandschef Luis Rubiales ungewollt auf den Mund geküsst worden war und deshalb in den letzten Wochen im Zentrum des Rummels stand. «Wir dachten, dass es die beste Art und Weise ist, um sie zu schützen», begründete Tomé den Entscheid.
Hermoso attackiert Verband
Die Antwort Hermosos liess nicht lange auf sich warten. In der Nacht auf Dienstag meldete sie sich auf X (vormals Twitter): «Die Spielerinnen sind sich sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist, um uns einzuschüchtern, mit rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Strafen zu drohen.»
Auch auf ihre Absenz im Aufgebot nahm Hermoso Bezug: «Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?» Schutz durch den Verband habe es in der Vergangenheit nie gegeben. Die Nominierung der Spielerinnen, die ausdrücklich darum gebeten hatten, nicht berufen zu werden, sei nun «ein weiterer Beweis dafür, dass sich nichts geändert» habe.
Unruhe seit 2022
Im spanischen Frauen-Nationalteam herrscht seit über einem Jahr Unruhe. Die Spielerinnen hatten zunächst den damaligen Nationalcoach Jorge Vilda scharf kritisiert. Mehrere Akteurinnen wurden in der Folge entweder von Vilda ausgebootet oder weigerten sich, weiterhin in der Auswahl zu spielen.
An der WM kam mit dem Rubiales-Kuss eine Eskalationsstufe dazu. Nach wochenlangem Druck trat Rubiales zwar zurück , Vilda wurde abgesetzt – durchschnitten ist der Gordische Knoten aber offenbar noch nicht.