Am Ende stand Paul Pogba nach dem erknorzten 2:1-Sieg gegen Australien wie der Matchwinner da. Den entscheidenden Treffer hatte er mit einem beherzten Vorstoss erzwungen.
Doch irgendwie stand der Mittelfeldspieler auch sinnbildlich für den behäbigen Auftritt der Franzosen im 1. WM-Gruppenspiel. Seine Leistung reichte nicht, um die Kritiker verstummen zu lassen. Zu blass war er geblieben, zu wenig Einfluss hatte er nehmen können.
An Pogba schieden sich einmal mehr die Geister. Neulich hatte der 25-Jährige in der TV-Doku «Pogba Mondial» der «Grande Nation» seinen Reichtum präsentiert.
Stolz führte er durch sein «Pog House», zeigte sein «Pog Cinema», den Fussball-Käfig «PP Arena» mit riesigen Portraits des Besitzers an der Wand, selbst der Einbauschrank mit Süssigkeiten trägt seinen Namen: «Pog Corner». Der Rundgang zeigte: Pogbas Welt dreht sich vor allem um Pogba.
Ohne Not befeuerte Pogba so alle Klischees, die über ihn ohnehin im Umlauf sind. Protzig, eitel, selbstgefällig. Dabei sehnt sich der Mittelfeldstar von Manchester United ja genau danach: ein echter Anführer zu sein, Dirigent, der Kitt des Teams.
Es reicht nicht, dass man es nur sagt. Das sind Dinge, die sich auf dem Platz entscheiden.
«Ich habe gesagt, dass ich der Patron sein will – auf und neben dem Platz. Das ist eine Sache, die ich in meinem Herzen trage», sagte Pogba vor Frankreichs zweitem Auftritt bei der WM in Russland gegen Peru. «Es reicht aber nicht, dass man es nur sagt. Das sind Dinge, die sich auf dem Platz entscheiden.»
Aber genau dort scheint bei Pogba trotz aller Klasse für viele französische Fans viel zu oft noch die Diva durch. An guten Tagen kann er mit seiner Wucht das Team mitreissen, an weniger guten kommt er als Eigenbrötler daher, der abseits der Gruppe sein Ding macht. Man darf gespannt sein, welches Gesicht er gegen Peru zeigt.
Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung SRF zwei