Resultate
Carlos Varela, ihr letzter Platzverweis datiert vom 9. November 2013. Sie sahen im Cup-Achtelfinal beim 1:4 gegen... GC die gelb-rote Karte. Sind Sie ruhiger geworden?
Carlos Varela: Diese Frage stört mich. Ich bin am letzten Dienstag 38 Jahre alt geworden, habe Kinder, eine Familie. 7 rote Karten in 400 Super-League-Spielen sind doch gar nicht so viele. Aber es ist klar, dass ich viele Rankings anführe. Die Spieler wechseln doch heute sofort ins Ausland. Ich war 16 Jahre in der Liga und bin seit 20 Jahren Profi.
Seit 4 Jahren mache ich meine Trainer-Diplome und habe sehr gute Noten
Ist man mit 38 nicht zu alt für Fussball? Können Sie die jungen GC-Verteidiger überhaupt noch abhängen?
Erstmal danke für das Kompliment. Ich kann aber sagen, die Schnelligkeit ist kein Problem. Ich spiele in der 1. Liga Promotion gegen viele U21-Mannschaften. Und ich bin stolz genug, um aufzuhören, wenn ich den Unterschied nicht mehr machen kann.
Ihr Vertrag läuft nächsten Sommer aus. Wie geht es weiter?
Ich nehme Tag für Tag. Sicher ist: Ich werde nicht erst dann aufhören, wenn ich nicht mehr laufen kann. Aber ich habe immer noch Spass am Training. Und wir stehen immerhin an der Schwelle zur Challenge League, wurden zweimal Zweiter. Bei Köniz ist das Motto aber der Teamgeist, der muss stimmen.
Machen Sie sich auch Gedanken über die Zeit nach der Karriere?
Privat plane ich immer weit voraus und strebe nach Sicherheit. Deshalb unterschrieb ich bei Basel und YB jeweils Fünfjahres-Verträge. Seit 4 Jahren mache ich meine Trainer-Diplome, habe sehr gute Noten. Das A-Diplom habe ich nur noch nicht, weil ich noch aktiv spiele.
Die Fans wollen doch wissen, was wir Spieler wirklich denken
Sie waren bekannt für Ihre ehrliche Art (legendär ist Varelas FCB-Schelte), sterben solche Typen wie Sie im Fussball aus?
Im Fussball nicht, in der Schweiz aber schon. Das liegt an der Erziehung. Die Klubs verbieten den Spielern zum Teil ja das Reden. Ich finde das schade. Die Fans wollen doch wissen, was wir wirklich denken. Statt dem Gegner zu gratulieren, habe ich früher lieber gesagt, dass es eine Frechheit sei, dass die gewonnen haben. Damit bin ich gut angekommen, habe mir aber auch Probleme bei den gegnerischen Fans gemacht. Ich würde aber alles noch einmal gleich machen. Denn es kann sein, dass die Zuschauer irgendwann sagen, es ist langweilig, so wie es ist. Immer die gleichen Fragen und Antworten. Und dann stirbt der Fussball.
Sendebezug: Radio SRF 3, Morgenbulletin, 18.09.2015, 08:30 Uhr.