9 Jahre ist es her, dass der FC Zürich zum letzten Mal im Schweizer Cup triumphierte – und sich aufmachte, unter der Regie von Lucien Favre eine über 20-jährige Ära der Mittelmässigkeit abzustreifen. Dem 3:1-Sieg gegen das damals unterklassige Luzern sollten 3 Meistertitel in den kommenden 4 Jahren folgen. Der Zürcher Stadtklub löste die Grasshoppers als ärgsten Konkurrenten der neuen Kraft im Schweizer Fussball, des FC Basel, ab.
Es war, rückblickend, ein Warnschuss im Stadion des künftigen Erzrivalen. Ein Jahr später sollte sich der FCZ an gleicher Stätte in einer dramatischen «Finalissima» in der 93. Minute zur ersten Meisterschaft seit 25 Jahren schiessen.
Jahre der Unstetigkeit
Seither hat sich vieles verändert im Letzigrund. Allzu oft harzte es im Getriebe der einst spielstärksten Schweizer Klubmannschaft. Abhanden gekommen ist den oft fragil wirkenden Zürchern nicht nur die resultmässige Konstanz, sondern auch die tragenden Säulen im zweifellos talentierten Ensemble: Ausnahmekönner wie Ricardo Rodriguez, Gökhan Inler oder Blerim Dzemaili brillieren heute in Europas Top-Ligen, die Limmatstadt ist weit weg. Geblieben ist eine junge, mit wenigen Routiniers gespickte Mannschaft, die ihr unbestrittenes Können in unregelmässigen Abständen aufblitzen lässt. So auch am Ostermontag in Bern.
Die zwei Gesichter des FC Zürich
Beispielhaft für den regen Wechsel zwischen spielerischen Höhenflügen und noch grösseren Enttäuschungen war Zürichs Formkurve vor dem Cupfinal. Zur Rückrunde schienen alle Selbstzweifel mit 6 Siegen in Serie überwunden; statt dem Angriff auf Leader Basel folgte aber der erneute Absturz in die Mittelmässigkeit. Den negativen Höhepunkt bildete die 0:3-Niederlage gegen Schlusslicht Lausanne. Ein entfesselter Rückrundenstart verpuffte in einer Parade an seltsam gehemmten Auftritten.
Zwei Spieler als Spiegelbild der Zürcher Sinnsuche
Sinnbild für den «verhinderten Titelanwärter» ist nicht zuletzt Yassine Chikhaoui, eines der wenigen Bindeglieder zwischen der goldenen Ära der Nuller-Jahre und der zuletzt oft tristen Realität bei den Stadtzürchern. Chikhaouis Zukunft ist ungewiss, sein Weggang möglich, gab er nach dem Spiel zu Protokoll. Verlässt der filigrane, aber ebenso zerbrechliche Ballkünstler den FCZ, er täte dies auf versöhnliche Weise mit seinem zweiten Titel im weiss-blauen Dress.
Zur prägenden Figur beim Cup-Klassiker in Bern wurde aber einer, der in dieser Saison zum Abbild einer Mannschaft wurde, der es in den entscheidenden Momenten oft am Glauben an die eigenen Fähigkeiten mangelte: Mario Gavranovic. Je näher die WM in Brasilien rückte, schien sich die sensible Stürmernatur im Fernduell mit den Bundesliga-Söldnern Admir Mehmedi und Josip Drmic um Ottmar Hitzfelds Gunst aufzureiben.
Eine neue Leichtigkeit beim FCZ?
Im entscheidenden Moment, dem Spiel des Jahres gegen die enteilten Basler, machte Gavranovic dann aber mit seinen beiden Treffern in der Verlängerung den Unterschied. An Brasilien habe er nicht mehr gedacht, gab der Tessiner nach Spielende preis. Vordringlicher sei die Frage, wie man den Titel feiern wolle. Sollen dem Cupsieg, wie vor 9 Jahren, weitere Titel folgen, könnte Gavranovics neu gewonnene Nonchalance den Weg weisen.