Charmanter kann man einen Medientermin nicht beginnen. «Zuerst», sagte Winfried Schäfer am Donnerstag vor den Schweizer Medienschaffenden mit Blick auf die Rigi, «möchte ich euch zu dieser wunderschönen Landschaft gratulieren.»
Das Lob kommt aus berufenem Mund, denn Schäfer hat viel gesehen und viel erlebt. Kamerun, die Arabischen Emirate, Aserbaidschan und Thailand waren die letzten Stationen des Trainers. Nun also seit knapp einem Jahr Jamaika. «Auch dort ist es wunderschön, für die Sandstrände habe ich aber eine zu helle Haut», so der 64-Jährige verschmitzt.
Alte Erfolge vergessen machen
Für Ferien hat Schäfer ohnehin weder Zeit noch Musse. Seine Mission lautet, die «Reggae Boyz» zurück zu alten Erfolgen zu führen. «Die Leute in Jamaika leben noch immer von der Qualifikation für die WM 1998. Die haben nicht gemerkt, dass dieser Erfolg schon 16 Jahre her ist.»
Das grosse Ziel in Jamaika heisst WM 2018 in Russland. Dafür muss Schäfer Basisarbeit leisten, fussballerische Entwicklungshilfe. Ausbildung, Rasenplätze, Einstellung - alles müsse besser werden. «Vor allem braucht es den Ehrgeiz der Spieler, den Sprung ins Ausland zu schaffen. Sonst kommt Jamaika nie weiter.»
Lange Geschichte mit Hitzfeld
Mit dem Schweizer Trainer Ottmar Hitzfeld verbindet Schäfer eine lange gemeinsame Vergangenheit. Schon als Spieler in Deutschlands U21-Nationalmannschaft trafen die Trainer aufeinander. «Gar als Zimmerkollegen», erinnert sich Schäfer. In seinen 12 Jahren als Coach beim Karlsruher SC kam es immer wieder zu Duellen gegen Hitzfelds Borussia Dortmund.
Während Hitzfelds Karriere mit der WM in Brasilien endet, denkt Schäfer noch lange nicht ans Aufhören. Seine Mission in Jamaika hat eben erst begonnen. Und wenn sich der Erfolg nicht einstellen sollte, findet Schäfer irgendwo auf der Welt einen neuen Job. Vielleicht in einer ähnlich schönen Landschaft wie in der Schweiz.