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Anstelle der YB-Viertelstunde Seoane: «Vielleicht ein Megaphon für einen Ersatzspieler»

Nach überstandener Corona-Krise ist zum Wiederanpfiff im Schweizer Fussball vor allem auch Flexibilität gefragt. Im «sportpanorama» sprach YB-Trainer Gerardo Seoane darüber und über eine enorme Vorfreude.

Auch für Gerardo Seoane ist in der 101-tägigen Zwangspause in der Super League einiges weggebrochen: die vollen Stadien, die Emotionen, der ständige Kontakt mit den Fans. «All dies gibt den Spielern, aber auch mir ein gutes Gefühl und Energie.»

Folglich spürt der 41-Jährige kurz vor dem Neustart eine grosse Sehnsucht. «Eine enorme Vorfreude, die von Training zu Training steigt, denn wir haben eine lange Leidenszeit hinter uns.» Seoane möchte aber auch diese und die damit verbundenen Erfahrungen nicht missen.

Irgendwann habe er in der Corona-Auszeit angefangen, sich mit sich selber zu beschäftigen. Er habe bei sich zu Hause vermehrt Sport getrieben – dabei auch Neues ausprobiert –, habe sich entspannt und entsorgt. Er empfand die Phase entschleunigend. «Man konnte sich auf seine Grundwerte zurückbesinnen: auf Freude, Hilfsbereitschaft und Solidarität.»

Und wie geht jetzt ein Ruck durch die Mannschaft?

Längst aber hat Seoane, der seit Sommer 2018 Trainer bei den Young Boys ist und gleich in seiner Premieren-Saison die Champions League erreicht hat sowie den Meistertitel verteidigen konnte, seinen Fokus wieder auf den Fussball gerichtet. Und er sagt sich: «Lieber Geisterspiele als gar keine Matches.»

Seine Fussballer werden bis auf weiteres ohne Benzin, das für ihn der Zuschauer ausmacht, auskommen müssen. So etwa wird auch die traditionelle YB-Viertelstunde nicht mehr den gleichen Kick auslösen. Im «sportpanorama» darauf angesprochen, sagte der YB-Coach mit einem Augenzwinkern: «Wir müssen uns noch etwas einfallen lassen. Vielleicht können wir einem Ersatzspieler ein Megaphon in die Hand drücken.»

Mein eigener Anspruch ist es, in jeder Situation souverän zu agieren.
Autor: Gerardo Seoane

Weitere Aussagen von Seoane in der Sendung zu seinem Wirken und seiner Philosophie:

  • «Heutzutage ist es die grosse Aufgabe eines Trainers , dafür zu sorgen, dass sich die Spieler in den Dienst der Mannschaft stellen.»
  • «Mir sind Werte wie Respekt, offene und ehrliche Kommunikation sowie maximaler Einsatz wichtig. Das versuche ich vorzuleben.»
  • «Mein eigener Anspruch ist es, in jeder Situation souverän zu agieren. Im Verlauf meiner Trainerkarriere habe ich mich fest damit auseinandergesetzt.»

Mit einem Pfiff und verstärkter Kopfarbeit

Und mit Blick auf den Wiederanpfiff am 19. Juni mit YB - FCZ sowie den total 6 englischen Wochen meint er: «Die Belastungssteuerung wird ein entscheidender Faktor sein.» Seine Spieler seien fit aus dem Lockdown gekommen, aber sie hätten halt nicht sportartenspezifisch trainiert.

Ins Zentrum will er für die verbleibenden 13 Meisterspiele die mentale Vorbereitung rücken und die Waffe der Kommunikation, die er verstärkt nutzen möchte. «Ich kann nun mit einem einfachen Pfiff in einem Spiel etwas kommunizieren, was sonst nicht möglich ist.»

Super-League-Service

SRF zwei, «sportpanorama», 14.06.2020 18:40 Uhr ; 

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