Marinko Jurendic reitet mit dem FCZ derzeit auf einer Erfolgswelle. Auch dank seinen Entscheidungen stehen die Zürcher vor einer Wachablösung im Schweizer Fussball. Dabei waren zu seinen Anfängen als Sportchef in Zürich durchaus turbulente Zeiten angesagt.
Eine Saison als Lernphase
Als Jurendic im August 2020 zu den Zürchern stiess, stand der Transfermarkt coronabedingt praktisch still. In der Liga verlor der FCZ mit Fortlauf der Saison den Anschluss und musste am Ende gar um den Ligaerhalt kämpfen. Keine Ziele für einen ambitionierten Klub, wie der FCZ laut dem Kroaten einer ist. So wurde im vergangenen Sommer denn auch der grosse Umbruch eingeläutet: 18 Neuzugänge inklusive Trainergespann sollten die 15 Abgänge vergessen machen.
Ein risikoreiches Unterfangen angesichts der hohen Fluktuationsrate, zumal auch Jurendic seinen Klub gerne als «Unternehmen» bezeichnet, bei dem «Emotionen und Unberechenbarkeit hinzukommen». Um zu spüren, dass bei der neuen Mannschaft die Chemie stimmt, half ihm auch seine Trainererfahrung, die er in Kriens und Aarau gesammelt hatte. Als Sportchef stehe für ihn nun nicht nur der Spieler im Zentrum: «Es geht darum, ein Gefüge zusammenzustellen, das funktioniert.»
Die umgesetzte Spielidee
Besonders die Verpflichtungen der beiden Aussenläufer Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero brachten wieder Stabilität und Power ins Zürcher Spiel. «Der Verdienst hier gehört auch André Breitenreiter und seinem Staff. Sie haben es verstanden, die Spielidee umzusetzen.» Sich selbst ein Zwischenzeugnis auszustellen, davor scheut sich Jurendic hingegen und verweist lieber auf das funktionierende Kollektiv.
Dabei hatte der Sportchef auch bei der Trainerwahl am Ursprung gestanden. Sie hätten «viele Dossiers» vorliegen gehabt, woraus Breitenreiter dann aufgrund seiner Erfahrung in der Bundesliga in die engere Auswahl kam – zuerst unter die letzten fünf, dann unter die letzten zwei Kandidaten. Als er diese dann Ancillo Canepa vorlegte, war für den FCZ-Präsident die Entscheidung klar. «Breitenreiter war ein Favorit Canepas», so der 44-jährige Jurendic.
André Breitenreiter war ein Favorit von Ancillo Canepa.
Der überlegte Denker
Dass Jurendic in seiner noch jungen Amtszeit als Sportchef bei seinen Personalentscheiden auf und neben dem Platz derart viel Feingefühl beweist, mag Zufall sein. Es kann aber auch daran liegen, dass Jurendic sehr überlegt handelt und spricht.
So hatte er sich nach der Anfrage Canepas, ob er als Sportchef amten wolle, zuerst eine Woche Bedenkfrist eingeräumt. «Ich kannte bis zu jenem Zeitpunkt das Sportchef-Dasein nur aus meiner Warte als Trainer. Erst wusste ich gar nicht genau, was ein Sportchef eigentlich so macht.» Die Zürcher können froh sein, hat sich Jurendic der grossen Herausforderung gestellt.