Wegen der bevorstehenden WM in Katar geht die Super League schon nach 16 von 36 Runden in die Winterpause. Die höchste Schweizer Spielklasse hatte in den vergangenen 4 Monaten einiges zu bieten – sowohl auf als auch neben dem Platz. Wir liefern einen Überblick über die Aufreger, Überraschungen und Enttäuschungen.
Die Aufreger: Alpstaeg, Modus und Balotelli
- Alpstaeg rechnet mit dem FCL ab: Es war ein Tsunami, den Bernhard Alpstaeg mit seinen Äusserungen im SonntagsBlick Anfang Oktober auslöste. Der Mehrheitsaktionär des FC Luzern fegte über die Klubführung hinweg, liess kein gutes Haar an Präsident Stefan Wolf & Co. und drohte damit, den gesamten Verwaltungsrat austauschen zu wollen. Es entwickelte sich eine öffentliche Schlammschlacht, die heute noch andauert. Eigentlich hätte Alpstaeg sein Unterfangen bereits umsetzen wollen, doch die ausserordentliche GV des FCL wurde Anfang November im letzten Moment auf unbestimmte Zeit vertagt.
- Die Playoffs werden in die Wüste geschickt: Erst Mitte Mai sprachen sich die Super-League-Klubs für die Einführung der umstrittenen Playoffs aus. Fünfeinhalb Monate später wurde der Entscheid von den Klub-Vertretern über den Haufen geworfen. Anstatt den Playoffs wird auf die kommende Saison hin das «Schottische Modell» eingeführt. Der grosse Widerstand der Fans sowie Sicherheitsbedenken (die Polizei hätte in gewissen Städten keine Playoff-Spiele am Wochenende erlaubt) führten zum Umdenken.
- Balotellis Mafia-Vorwurf: Genie und Wahnsinn – Mario Balotelli ist wohl beides in einem. Der Sion-Stürmer zeigte beim 0:0 in Basel den gegnerischen Fans den Mittelfinger und teilte am Tag danach auf den sozialen Medien gegen die Swiss Football League aus. Der Italiener bezeichnete die SFL als Mafia, korrupt und unfähig – und hat wieder einmal ein Verfahren am Hals.
Die positiven Schlagzeilen: Viele Fans und der Aufsteiger
- Neuer Zuschauerrekord: 1'048'701 Fans strömten in den ersten 80 Partien in die Stadien. Das ergibt einen Zuschauer-Schnitt von 13'109 pro Spiel. Damit wurde die bisherige Bestmarke aus der Saison 2011/12 übertroffen (12'560 Fans pro Spiel). An der Spitze liegen die Young Boys mit einem Schnitt von 28'899 Eintritten pro Partie – 4 der 8 Heimspiele der Berner waren ausverkauft.
- Der Aufsteiger hält sich gut: Winterthur war mit wenig Kredit in die Saison gestartet. In den ersten 8 Runden konnte der Aufsteiger auch nie gewinnen. Doch dann setzten die Eulachstädter zu einem Erfolgs-Lauf an: In 6 Partien wurden 13 von 18 möglichen Punkten geholt.
Die Enttäuschungen: Ein Meister in der Krise und die fehlende FCB-Konstanz
- FCZ mit brutalem Meister-Blues: 13 Runden, 0 Siege, 6 Punkte, Tabellenschlusslicht: Der FCZ hat den schlechtesten Start eines Meisters hingelegt. Erst am 14. Spieltag konnte der 1. Sieg eingefahren werden. Nach nur 3 Monaten und dem Cup-Out in der 2. Runde musste Trainer Franco Foda gehen. Unter dem neuen Coach Bo Henriksen scheinen die Zürcher langsam aber sicher wieder in die Spur zu finden.
- Basel mit schwächstem Start: Der grosse Kaderumbruch, den Präsident David Degen im Sommer vollzog, hat (noch) nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Coach Alex Frei setzt zwar auf ein junges Team, die Konstanz lässt der FCB aber klar vermissen. Nur 5 Siege wurden eingefahren, bis auf eine Ausnahme folgte in der Meisterschaft auf einen Sieg wieder eine Niederlage. Basel tritt zwar oft dominant, aber auch oft wenig zwingend und ungefährlich auf. Jüngstes Beispiel: Gegen GC (0:1) kamen die Basler zu 21 Eckbällen – wirklich gefährlich wurde es aber selten. Konsequenz: Basel steht nach 16 Runden punktemässig so schlecht da wie nie zuvor seit Einführung der Super League.
Jung gegen Alt: Die Jugend trumpft auf
- Es wird auf die Jugend gesetzt: Immer mehr übernehmen die Jungen die Oberhand. Beispiel gefällig? In der FCB-Startaufstellung gegen GC sind einzig Marwin Hitz, Michael Lang und Fabian Frei älter als 22 Jahre. Luzern hat mit Ardon Jashari einen Captain, der Ende Juli seinen 20. Geburtstag feierte. YB verfügt mit Fabian Rieder über ein 20-jähriges Juwel, das aus den Startaufstellungen nicht mehr wegzudenken ist. Die Toptorschützen von St. Gallen (Emmanuel Latte Lath) und Lugano (Zan Celar) sind erst 23-jährig. Diese Liste liesse sich beliebig verlängern.
- Altmeister essen hartes Brot: Leidtragende sind demnach die etwas älteren Kaliber. Adam Szalai (34) wurde beim FCB ausgebootet, Captain Frei (33) stand erst 5 Mal in der Startaufstellung. Luca Zuffi (32) kam bei Sion zwar 10 Mal zum Einsatz, aber erst 3 Mal von Anfang an. Blerim Dzemaili (36) stand beim FCZ erst 7 Mal auf dem Platz (3 Mal von Anfang an). Und sogar Torschützenleader Jean-Pierre Nsame muss sich dem Rotationsprinzip beugen (10 Mal von Anfang an gespielt, 10 Mal ausgewechselt, 5 Mal eingewechselt).
Ausgeglichene Super League: Die Unkonstante ist die Konstanz
- Jeder kann jeden schlagen: YB braucht in dieser Saison nicht zu überzeugen – und trotzdem weisen die Berner einen Vorsprung von 10 Punkten auf. Symbolcharakter hat die letzte Runde: Während YB einen souveränen Sieg einfuhr, unterlag Verfolger Servette bei Schlusslicht FCZ, Basel verlor bei GC. Die Teams nehmen sich gegenseitig die Punkte weg, während YB zumindest diesbezüglich als einziges Team eine Konstanz aufweist. So hat Servette auf Rang 2 nur gerade 5 Punkte mehr auf dem Konto als Sion auf Rang 8.