Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Einordnung zum Modus-Dilemma Besteht die Super League bald aus 12 oder mehr Teams?

Ball und Freistoss
Legende: Ist die nächste Reform im Anmarsch? Die Klubs wollen die Super League neu erfinden. IMAGO / Geisser
  • Die Schweizer Profiklubs fordern auf die Saison 2023/24 hin erneut eine grössere Super League.
  • Als Idee steht eine Aufstockung der höchsten Schweizer Fussballliga auf beispielsweise 12 Teams im Raum.
  • Die beiden SRF-Experten Kay Voser und Benjamin Huggel äussern sich unterschiedlich zu diesen Absichten.

Das Ziel ist klar: Die Schweizer Profiligen sollen spannend sein und möglichst viele Zuschauer ins Stadion locken. Über den Weg dahin herrscht hingegen weit weniger Konsens. Bereits vor zwei Jahren wurden Reformpläne für die Super League und Challenge League verworfen – nun wagen die Klubs einen erneuten Versuch.

Ihr Vorstoss bei der Swiss Football League (SFL), die in der Schweiz den Profibetrieb organisiert, sieht eine grössere Liga (etwa mit 12 Teams) vor. Die Intention der Klubs dahinter ist simpel: Mit 2 Mannschaften mehr in der Super League, die seit 2003 als 10er-Liga geführt wird, entsteht ein «Puffer» auf die letzten Ränge. Die Abstiegsgefahr und das damit verbundene finanzielle Risiko reduziert sich.

Video
Neuer Modus in der Super- und Challenge-League?
Aus Sportpanorama vom 27.03.2022.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 45 Sekunden.

Das österreichische System

Wie eine Super League mit 12 Teams funktionieren könnte, zeigt sich in der österreichischen Bundesliga, die seit 2018 unter diesem System operiert:

  • 12 Teams spielen in 22 Runden je 2 Mal gegeneinander. Anschliessend wird die Liga in eine Meister- und eine Qualifikationsgruppe mit halbierter Punktzahl und je 6 Teilnehmern geteilt.
  • 10 weitere Direktduelle küren den Meister und den Absteiger. Der Sieger der Qualifikationsgruppe (7.) hat zudem in einer Playoff-Begegnung gegen den Fünftplatzierten aus der Meistergruppe die Chance auf europäischen Fussball.

Mit diesem Modus würden die Super-Ligisten gar eine tiefere Anzahl an Spiele (32 statt 36) in Kauf nehmen. Dies ist insofern bemerkenswert, generieren die Klubs – im Gegensatz zu jenen aus den Topligen – doch noch immer einen bedeutenden Teil ihrer Einnahmen am Spieltag selbst. Die fehlenden Partien sollen durch mehr Spannung und damit auch mehr Zuschauer in der finalen Phase wettgemacht werden.

Die Modusänderung verstärkt dieses Phänomen.
Autor: Kay Voser über sich stets wiederholende Paarungen in der Super League

Vosers Angst vor der Duell-Tristesse

Kay Voser ist von der Idee einer 12er-Liga nicht begeistert. Immer wieder gegen denselben Gegner anzutreten, sei laut dem SRF-Experten nicht im Interesse der Verantwortlichen. «Diese Modusänderung verstärkt dieses Phänomen nur noch weiter.» Auch stellt für den 35-Jährigen ein aufgesplittetes Teilnehmerfeld keine einheitliche Super League mehr dar.

Tatsächlich würden die Teams im Grunddurchgang «nur» 2 Mal und erst nach einer entsprechenden Aufteilung maximal 4 Mal in einer Saison aufeinandertreffen – letzterer Wert entspricht der derzeitigen Realität in der Super League. Doch besonders Klubs aus der Qualifikationsgruppe dürfte dieses fehlende 2. Heimspiel gegen die «Big Player» aus der Liga aufgrund der ausbleibenden Einnahmen finanziell schmerzen.

Salzburger Meisterfeier auf Balkon
Legende: Daran konnte auch die Modus-Anpassung nichts ändern Serienmeister Salzburg feiert den Meistertitel – hier im Jahr 2019. IMAGO / Eibner Europa

Wie Zahlen aus Österreich weiter belegen, pilgern unter dem neuem Modus nicht grundsätzlich mehr Zuschauer ins Stadion. Auch sportlich scheint die gewünschte Wirkung der Änderung trotz Punktehalbierung auszubleiben, wie der erste Spieltag in der diesjährigen Meistergruppe bewies: Mit einem 1:0-Sieg über Verfolger Sturm Graz hat RB Salzburg die 9. Meisterschaft de suite praktisch besiegelt – nach 23 Runden.

Huggels Vision einer grossen Liga

Benjamin Huggel wünscht sich – wenn überhaupt – gleich eine grössere Aufstockung: Nach ihm sollen es «14 oder 16 Teams sein, die dann jeweils nur zweimal gegeneinander antreten». In diesem Szenario dürften allerdings die kleineren SL-Klubs wegen geringerer Einnahmen rund um die lukrativen Heimspiele gegen die Liga-Schwergewichte ihr Veto einlegen. Und auch die Challenge League könnte um ihren Status als Profiliga bangen.

Eine Aufstockung auf 14 oder 16 Teams würde mehr Sinn ergeben.
Autor: Benjamin Huggel über eine allfällige Modusanpassung

Das Problem der tieferen Spielanzahl (30 statt 36 bei 16 Teams) will Huggel mit der Einführung eines «Liga-Cups», ergänzend zum klassischen Cup-Wettbewerb, beheben. Ein Format, das sich aber weder in Frankreich noch in England bei den Anhängern durchgesetzt hat.

Playoffs bald auch in der Super League?

Geteilter Meinung sind die beiden Experten auch in puncto Playoffs, über die einige SL-Klubs hitzig debattieren. Während sich Voser aufgrund bekannter Strukturen für die Qualifikation an internationalen Klub-Wettbewerben für ein Playoff-Modell in der Meisterfrage ausspricht, ist Huggel dagegen. «Ein Meister muss sich den Titel mit einer konstanten Saison verdienen», so der 44-Jährige.

Eine Mischform der beiden Varianten würde zumindest in der Debatte um die Anzahl Spiele Abhilfe schaffen. Und ein Vergleich mit dem Eishockey attestiert den Playoffs durchaus Potenzial: In der National League gehören sie zum Erfolgsformat, wie die jüngsten Bilder aus den vollen Stadien eindrücklich untermauern. Es stört die Fans offenbar auch nicht, innert kurzer Zeitspanne mehrmals gegen denselben Gegner anzutreten.

SRF zwei, Sportpanorama, 27.03.22, 18 Uhr;

Meistgelesene Artikel