Sechs Wochen intensive Vorbereitung steckt in den Knochen der Spieler des FC St. Gallen. Lieber lässt Coach Peter Zeidler zum Wiederanpfiff nach der Corona-Zwangspause aber die Herzen sprechen. «Die sagen uns, dass die Freude riesengross ist.»
Auf dem Papier sollte das achtplatzierte Sion am Samstagabend im Tourbillon keinen Stolperstein darstellen – zu konträr verliefen die Leistungskurven beider Teams vor dem abrupten Unterbruch im Februar:
- Die Walliser sind seit Ende November ohne Pflichtspielsieg und gewannen seit Ende September nur eine Partie (2:1 gegen Thun am 30.11.).
- St. Gallen gewann in dieser Zeitspanne 11 von 16 Meisterschaftspartien. Mit 22 Punkten aus 11 Matches ist der FCSG die beste Auswärts-Mannschaft der Liga und stellt mit 51 Toren die offensiv erfolgreichste Equipe.
Zeidler verweist trotz dieser Ausgangslage auf die Stärken der Sittener: «Sie werden alles geben.» Der 57-Jährige verhehlt aber auch nicht, dass er mit 3 Punkten budgetiert.
Ausserordentliche Situation ohne Referenzwerte
Die Ostschweizer lebten in den ersten 23 Super-League-Runden stark vom Support des Anhangs, von den überschäumenden Emotionen. Zeidler gibt zu, dass die Euphorie fehlen werde. Aber er glaubt nicht, dass die Auswirkungen ob diesem Manko bei seinen Schützlingen grösser sein könnten als bei anderen. Zudem spüre der Klub in der ganzen Stadt eine grosse Energie.
Überhaupt ist der Wiederanpfiff mit einer Menge Fragezeichen verbunden. Alain Sutter spricht von «vielen Herausforderungen, die auf jeden Einzelnen warten». So etwa muss der Sportchef regelmässig eine Antwort darauf liefern, ob das vergleichsweise junge FCSG-Kader mit Blick auf das gedrängte Pensum ein Vor- oder Nachteil sein könnte.
«Es wird in dieser Zeit unglaublich viel spekuliert, doch was wirklich sein wird, weiss niemand», so der frühere Nati-Spieler Sutter, «denn uns fehlen die Referenzwerte. Darum spreche ich auch immer von einem grossen Abenteuer.»