St. Gallen ist Leader. Alles nur Zufall? Geht es nach Peter Zeidler, könnte man das meinen. Für die ganz grossen Ansagen ist der Trainer der Espen freilich nicht bekannt. Wenn Zeidler aber sagt, «es gibt noch 16 Spiele, wir sind zufällig Erste», wie er das gegenüber dem St. Galler Tagblatt getan hat, dann stapelt der 57-Jährige wohl schon etwas gar tief.
Wer am Sonntag nämlich das Spitzenspiel gesehen hat, findet genügend Argumente, die nicht für Zufall sprechen. Auch, dass der Siegtreffer erst in der 93. Minute fiel, hat wenig mit Zufall zu tun. Vielmehr belohnten sich die St. Galler mit dem späten Tor für «die beste Halbzeit der Saison».
Als der FCSG als Aufsteiger überraschte
Apropos spätes Tor: Als St. Gallen letztmals den Leaderthron der Super League erobert hatte, fiel im Spitzenspiel gegen Sion ebenfalls ein Tor in der 93. Minute. Anders als am Sonntag gegen Basel war die Partie in Sitten nach Marco Mathys' Doppelpack aber bereits entschieden, als ein gewisser Oscar Scarione – am Ende der Saison mit 21 Treffern Torschützenkönig – zum 3:0 einnetzte.
Die Leistung der St. Galler vor fast siebeneinhalb Jahren war ähnlich verblüffend wie in der laufenden Saison. Am Ende schaute für die Espen in der Tabelle zwar «nur» der 3. Platz heraus. Dabei geht zuweilen etwas leicht vergessen, dass die Ostschweizer als Aufsteiger und mit entsprechend wenig Kredit in die Saison gestartet waren.
Zum Titelkandidaten gereift?
Was die aktuelle Spielzeit betrifft, hat Zeidler natürlich recht. Bei 16 ausstehenden Partien kann noch viel passieren. Vielleicht tritt der Coach auch deshalb so offensichtlich auf die Bremse, damit seine jungen Spieler ob der ganzen Euphorie in der Ostschweiz nicht die Bodenhaftung verlieren.
Klar ist aber: St. Gallen hat sich längst vom Überraschungsteam zum ernsthaften Titelkandidaten gemausert. Und der Sieg im Spitzenspiel beweist: Zufall war das bisher nicht.
Resultate
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 2.2.2020, 15:45 Uhr