Der FCL-Neuzugang spricht unter anderem über Schweizer Goalies, langfristige Ziele und seinen prominenten Namensvetter.
SRF Sport: Sie hatten bei Leipzig einen bis 2021 laufenden Vertrag. Wieso haben Sie sich zu einem Wechsel in die Schweiz entschieden?
Ich war im Sommer an einem Punkt, an dem ich gemerkt habe: Hier kann es für mich nicht mehr weitergehen. Ich einigte mich mit Leipzig darauf, dass wir für dieses Jahr einen guten Klub für mich finden. Nach meinem Urlaub ging ich zu meinem Berater und er erzählte mir von Luzern. Ich telefonierte mit den Verantwortlichen und fuhr einen Tag später hierher. Weil mich die Gespräche überzeugten und ich ein super Gefühl bekam, war schnell klar, dass ich hier spielen will.
Was hat konkret für den FCL gesprochen?
Ich hatte auch die eine oder andere Möglichkeit, in Deutschland zu bleiben. Aber ich war auch schon einige Saisons 2. Torwart. Ich kenne den Markt und weiss, wie man sich da weiterentwickeln kann. Nach den Gesprächen hat mir Luzern viel Vertrauen zugesprochen. Da entschied ich, dass ich die Schweizer Torwartschule kennenlernen will. Die Schweiz hat ja in den letzten Jahren sehr viele Torhüter in die Bundesliga gebracht. Ich wollte mal was Neues kennenlernen, raus aus Deutschland.
Ich glaube, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann.
In Leipzig waren Sie die Nummer 3 hinter Peter Gulacsi und Yvon Mvogo. Hat Ihnen der ehemalige YB-Keeper von der Super League erzählt?
Wir haben während der Saison darüber gesprochen, aber da wusste ich natürlich noch nicht, dass ich mal beim FC Luzern spielen würde. Er sagte, dass die Liga stärker ist, als viele denken. Diesen Eindruck teile ich. Wenn man sich ein wenig mit Fussball auseinandersetzt – und ich bin auch begeisterter Zuschauer, nicht nur weil ich letztes Jahr 3. Torwart war (lacht) – war auch die Schweizer Liga im Fokus. Mvogo, Yann Sommer oder die anderen Schweizer Torhüter sind sehr gute Fussballer. Ich glaube, das kann mich richtig weit bringen.
Letztes Jahr sollte beim FCL Mirko Salvi die Nummer 1 sein, wurde aber nach kurzer Zeit von David Zibung abgelöst. Fürchten Sie nicht um Ihren Status?
Ich habe von den Teamkollegen davon gehört, aber ich weiss um meine Qualitäten. Wenn ich das auf den Platz bringe und weiter an mir arbeite, mache ich mir keine grossen Gedanken. Ich glaube, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann. Und bei Dave merkt man, dass er zufrieden ist mit seiner jetzigen Rolle. Ich habe höchsten Respekt vor dem, was er für den Klub geleistet hat. Wir verstehen uns sehr gut. Er hilft mir in allen Lebenslagen weiter, auch neben dem Platz.
Das langfristige Ziel ist ganz klar die Bundesliga.
Wie haben Sie sich im Team und in Luzern eingelebt?
Die Truppe ist aussergewöhnlich, was das Einleben angeht. Ich habe schon Mannschaften kennengelernt, bei welchen das schwieriger war. Was die Stadt angeht: Wenn man den Vierwaldstättersee, den Pilatus und all die anderen Berge sieht, ist das schon enorme Lebensqualität. Für uns Deutsche ist das sowieso noch einmal etwas anderes, da wir gerne in die Schweiz in den Urlaub fahren. Ich habe immer noch ein wenig Urlaubsfeeling.
Sie haben eine Saison mit nur einem Pflichtspieleinsatz hinter sich. Ist da die Nervosität vor dem Saisonstart grösser?
Nein, ich glaube nicht. Ich habe auch schon 2, 3 Profi-Saisons in der 2. Liga durchgespielt. Jetzt hatte ich zwei persönlich richtig gute Testspiele, in welchen ich mich direkt wohl fühlte und wenig Probleme wegen der fehlenden Spielpraxis hatte. Ich freue mich einfach auf den Start.
Ich habe das Ziel, irgendwann mehr Bilder auf Google zu haben als Marius Müller-Westernhagen.
Soll die Super League für Sie denn ein Sprungbrett sein?
Was heisst Sprungbrett … Ich weiss natürlich auch, dass die Super League im Fokus vieler Ligen ist, da die Schweiz zentral gelegen ist. Es gibt hier viele gute junge Spieler, deshalb ist dieses Sprungbrett-Element automatisch da. Ich mache da kein Geheimnis draus: Ich bin Deutscher und habe immer noch das Ziel, früher oder später meine Bundesliga-Spiele zu machen. Jetzt gilt mein Fokus aber Luzern. Doch das langfristige Ziel ist ganz klar die Bundesliga.
Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrem prominenten Namensvetter Marius Müller-Westernhagen: Ihre Eltern sind Fans des Musikers und haben Sie deshalb so getauft. Nervt das?
Am Anfang meiner Profilaufbahn kam jeder Trainer mit Marius Müller-Westernhagen. Jetzt hat sich das gelegt, und ich werde nur noch von den Journalisten drauf angesprochen. Aber das ist auch schön, ich höre Müller-Westernhagen ja selbst gerne. Ich habe damit überhaupt keine Probleme. Aber ich habe das Ziel, irgendwann mehr Bilder auf Google zu haben als er (lacht) .
Übersicht Super League
Das Gespräch führte Sarah Schiller.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 16.7.2019, 22:20 Uhr