SRF Sport: Louis Schaub, nach dem 3:2-Sieg in Lugano sind es nun 5 Punkte zum Tabellenschlusslicht Vaduz, 6 Punkte auf einen Europacup-Platz. In welche Richtung schielt der FCL?
Schaub: Natürlich würden wir uns in erster Linie gerne weiter von den hinteren Tabellenregionen absetzen.
Mit einem Sieg am Mittwoch gegen Vaduz würde aber der Europacup-Platz 3 plötzlich in greifbare Nähe rücken …
Ich würde mich vor allem über die 3 Punkte freuen, denn beim bisherigen Saisonverlauf ist es uns noch nicht oft gelungen, mehrfach hintereinander zu punkten.
Meist haben wir gute Abschnitte, aber nur 60 starke Minuten reichen nicht.
Auch das Spiel gegen Lugano war ein Sinnbild für die Saison des FCL, ein stetes Auf und Ab. Warum kriegt man keine Konstanz rein?
Uns gelingt es nur selten, unser Spiel über 90 Minuten durchzuziehen. Meist haben wir gute Abschnitte, aber nur 60 starke Minuten reichen nicht.
Wo liegen die Probleme konkret?
Da reicht ein Blick auf das Torverhältnis. Wie kriegen zu viele Treffer. Da ist die gesamte Mannschaft gefordert, besser zu verteidigen und dem Gegner weniger Chancen zuzugestehen.
Das Spiel gegen Vaduz wird das 6. Spiel in 20 Tagen sein. Wird die Müdigkeit da zum Thema? Schliesslich standen Sie ab dem 2. Spieltag immer in der Startelf …
Nachdem wir in Quarantäne gehen mussten, wussten wir, dass ein happiges Programm auf uns zukommen würde. Darauf muss man sich einstellen und den Fokus auf eine gute Regeneration zwischen den Spielen legen.
Mit 8 Assists sind Sie der beste Vorlagengeber der Liga. Welche Bedeutung haben solche Statistiken für Sie?
Es geht in erster Linie darum, in möglichst jedem Spiel eine optimale Leistung abzurufen. Und da hatte ich sicher auch Spiele, die nicht meinen Vorstellungen entsprachen. Natürlich ist es schön, eine Kategorie anzuführen. Aber es ist nicht so, dass ich ständig vor dem Computer sitzen und überprüfen würde, wer die meisten Tore oder eben Vorlagen auf dem Konto hat.
Sind Sie in der Spielgestaltung speziell ausgebildet worden oder ist das ein Talent, das man nicht antrainieren kann?
Nein, es ist nicht so, dass ich speziell gefördert worden wäre. Man entwickelt mit der Zeit ein Gespür dafür.
Es ist bei dieser Szene zu ‹Schiess endlich›-Rufen von der Bank gekommen.
Dennoch: Nicht viele hätten wohl im Spiel gegen Vaduz bei der 2. Vorlage mit dem Abschluss gewartet und anschliessend den besser postierten Filip Ugrinic in Szene gesetzt ...
Nach der Hereingabe wollte ich erst den Abschluss suchen. Doch dann stand da jemand im Weg. Ich habe mich umgedreht, da standen noch 2 Spieler. Also habe ich mich dann entschlossen, abzuspielen. Und Filip macht das Ding dann rein, wo ist das Problem?
Das hätten Sie wohl von der Bank zu hören gekriegt, wenn der Ball nicht drin gewesen wäre. Werden Sie von den Trainern ab und zu aufgefordert, vermehrt selber den Abschluss zu suchen?
Das hat so ziemlich jeder Trainer von mir bisher gemacht (lacht). Und es soll angeblich auch bei der von Ihnen beschriebenen Szene zu «Schiess endlich»-Rufen auf der Bank gekommen sein.
Sie hatten vor dem Wechsel zu Luzern sportlich eine schwierige Zeit in Hamburg und Köln, als Sie nicht mehr erste Wahl waren. Sind Sie zufrieden, wie sich die Dinge in Luzern entwickelt haben?
Auf jeden Fall. Ich komme regelmässig zum Einsatz, das war das Ziel. Nur so kann man als Spieler besser werden.
Ich konnte noch gar nicht erleben, wie es ist, wenn in Luzern bei einer vollen Hütte die Post abgeht.
Wie sieht es in Zukunft aus? Luzern hat eine Kaufoption im Sommer. Bleibt Ihr grosses Ziel dennoch die Bundesliga?
Darüber mache ich mir im Augenblick gar keine Gedanken. Momentan haben wir alle 3 Tage ein Spiel, da bleibt keine Zeit. Aber sobald mal ein paar Tage Pause sind, werden wir uns sicher mal zusammensetzen.
In Köln haben Sie erlebt, wie es ist, wenn man vor 50‘000 Zuschauern ein Tor schiesst. Davon dürfte jeder Fussballer träumen.
Im Moment ist es aber so, dass es überall gleich ist: Es läuft nix in den Stadien. Ich konnte also noch gar nicht erleben, wie es ist, wenn in Luzern bei einer vollen Hütte die Post abgeht.
Das Interview führte Daniel Bossi.