Der FC Thun hat die Aufstiegseuphorie scheinbar problemlos in die erste Super-League-Saison seit 2019/2020 gerettet. Nach den ersten beiden Runden und je einem 2:1 gegen Lugano und Lausanne stehen die Berner Oberländer noch ohne Verlustpunkt zu Buche.
Beim Auftakt im Cornaredo glänzte vor allem Leonardo Bertone, der beide Treffer erzielte: per Penalty und per traumhaftem Freistoss.
Der 31-Jährige ist das vielleicht bekannteste Gesicht im Ensemble, betont aber den Teamgedanken. «Nur so können wir Erfolg haben. Der ganze Klub und Trainer Mauro Lustrinelli leben das vor», sagt er. Dieser Spirit soll die schnörkellos aufspielende Equipe am Samstag in Luzern zum nächsten Dreier führen.
Champions League mit YB – dann rief die MLS
Jahrelang verband man Bertone vor allem mit YB. Bei seinem Ausbildungsklub debütierte er 2012 als 18-Jähriger in der Super League. Nach und nach etablierte er sich bei Gelb-Schwarz. Am Höhepunkt stand der Meistertitel 2018, der erste seit 32 Jahren für die Berner.
Bertone absolvierte in der Folgesaison drei Partien in der Champions League, genoss aber nicht mehr das uneingeschränkte Vertrauen des damaligen Trainers Gerardo Seoane. Im Winter wagte er ein neues Abenteuer.
Er heuerte bei Cincinnati in der MLS an. «Ich kam aus der Wohlfühloase und meinem Umfeld heraus, war plötzlich allein», erzählt der Mittelfeldmann. Und er begegnete Stars wie Zlatan Ibrahimovic und Bastian Schweinsteiger, die ihre Brötchen zu dieser Zeit ebenfalls in der nordamerikanischen Profiliga verdienten.
Nächstes Auslandabenteuer in Belgien
Die Zeit habe ihn persönlich, aber auch fussballerisch reifen lassen. Nach einem Jahr folgte im Januar 2020 dennoch die Rückkehr in die Schweiz. Den Abstieg Thuns aus der Super League konnte Bertone indes nicht verhindern – und zog weiter.
Ich kann mir definitiv vorstellen, die Karriere bei Thun zu beenden.
Das Abstiegsgespenst verfolgte den 13-fachen Schweizer U21-Internationalen allerdings auch in Belgien. Waasland-Beveren schaffte den Ligaerhalt nicht. Diesmal blieb Bertone noch eine Saison. Seit 2022 trägt er nun wieder das Trikot des FC Thun.
Der Zweitklassigkeit abgeschworen
«Es war für mich eine nicht abgeschlossene Geschichte. Ich bin gleich nach dem Abstieg gegangen und habe meine Teamkollegen quasi im Stich gelassen», schaut er zurück. «Ich wollte die Emotionen mit Thun noch einmal erleben – im Positiven.»
Das gelang mit dem Aufstieg in diesem Sommer endgültig. Nach insgesamt drei Spielzeiten Zweitklassigkeit darf sich Bertone endlich wieder auf prominenterer Bühne zeigen. Die Wanderjahre dürften vorbei sein, bei Vertragsende 2027 wird er 33 Lenze zählen. «Ich kann mir definitiv vorstellen, die Karriere bei Thun zu beenden», sagt er.