Die 21. Runde der Super League: In der 96. Minute kassiert der FC Basel den Ausgleich gegen Servette, er fällt nach einem Handspenalty. Der Ball ist Captain Fabian Frei bei einem Zweikampf an den Arm geprallt. Nach VAR-Konsultation hat Schiedsrichter Sandro Schärer auf Strafstoss entschieden.
Es war eine Entscheidung, die Basel zwei Punkte kostete und zugleich die Wogen hochgehen liess. Und es entstanden Diskussionen, die mittlerweile gefühlt nach jedem Spieltag aufkommen. Die Gretchenfrage: Wann ist ein Handspiel strafbar? Der Status quo jedenfalls ist zumindest unbefriedigend, man könnte ihn auch als unsäglich beschreiben.
Schärer ist so etwas wie das Aushängeschild der Schweizer Unparteiischen. Der Schwyzer, seit 2015 Fifa-Schiedsrichter, erläutert gegenüber SRF : «Das Handspiel wird im Reglement klar behandelt, vielleicht sogar zu klar.» Klingt widersprüchlich, ist aber durchaus logisch. Je mehr Kriterien es gibt, desto mehr kann in eine umstrittene Szene hineininterpretiert werden.
Die für die Fussballverbände verbindlichen Regeln werden übrigens in Zürich festgelegt – vom IFAB, dem International Football Association Board. Das IFAB gibt den Grundsatz vor:
Für die Beurteilung von Handspielvergehen gilt, dass die Grenze zwischen Schulter und Arm (bei angelegtem Arm) unten an der Achselhöhle verläuft.
Doch die weiteren Kriterien werfen eher Fragen auf, als dass sie Antworten liefern. Wann ist eine Körperhaltung «unnatürlich»? Wie soll man eine Absicht des Spielers feststellen?
Was auffällt: Zahlreiche Hands-Pfiffe, die zu Penaltys führten, folgten erst einer VAR-Konsultation. Nicht unproblematisch, wie Schärer ausführt: «Da haben wir dann die ‹Power of the Picture› – ein Bild lügt nicht.» Das berge die Gefahr der Entfremdung von der Praxis. «Auf dem Platz gelten physikalische Gesetze. Springe ich auf, nehme ich die Arme mit. Betrachtet man isoliert das Videobild, ist das eine Gefahr.»
Anpassungen dürften kommen, aber ...
Die Schiedsrichter müssen die Anfang Saison festgelegten Regeln freilich befolgen. Schärer wünscht sich einerseits eine weniger polemische, sondern sachliche Diskussion unter Fans und Funktionären. Doch andererseits gesteht der 34-Jährige auch ein: «Wir müssen das Reglement so anwenden, dass es dem Fussball dient. Da sind wir selbstkritisch und bereit, Anpassungen vorzunehmen.»
Das dürfte Musik in den Ohren der Fussballfans sein. Jedoch müssen sie sich noch etwas gedulden, ehe an den Stellschrauben gedreht wird. Denn mitten in der Saison, so Schärer, ergebe eine Regelanpassung wenig Sinn.