- Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, ordnet die neusten Entwicklungen im Zusammenhang mit Corona ein. Für ihn würde das grösstmögliche Chaos erst bei lokalen Lockdowns ausbrechen.
- Trotz Spielverschiebungen geht der Verantwortliche aktuell davon aus, dass die Super-League-Saison 2020/21 beendet werden kann. «Es ist fünf vor, aber noch nicht eine Minute vor zwölf Uhr», sagt Schäfer dazu.
- Der Flickenteppich missfällt Schäfer wie auch Roland Heri, dem CEO des FC Basel, der neuerdings ebenfalls wieder von der 1000er-Limite betroffen ist.
Claudius Schäfer verweist darauf, dass man aus den Erfahrungen der vergangenen Saison eine dicke Haut bekommen habe. Aus diesem Grund verfällt der CEO der Swiss Football League keinesfalls in Panik, obschon sich die Ereignisse aufgrund der rasant steigenden Corona-Zahlen aktuell überschlagen.
Die Liga ist konfrontiert mit Spielverschiebungen, weil der FC Basel und neuerdings auch der FC Sion in Quarantäne stecken oder aber mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen betreffend Stadionbelegung für die einzelnen Klubs.
Stand heute wird die Meisterschaft fortgesetzt und soll auch beendet werden. «Aber was ich heute sage, ist möglicherweise morgen bereits überholt. Das haben wir in den letzten Monaten gelernt», ergänzt Schäfer.
Die magere Präsenz im Europacup: plötzlich ein Segen
Trotz weiteren Verlegungen von Matches, was absehbar sei, habe man im Moment noch ausreichend Luft für Ausweichdaten. Das würde sich aber bei zusätzlichen Quarantäne-Verhängungen für komplette Mannschaften über die volle Dauer von 10 Tagen ändern. Schäfers Einschätzung: «Es ist fünf vor, aber noch nicht eine Minute vor zwölf Uhr.»
Plötzlich ist es ein Glücksfall, dass nur noch YB im Europacup vertreten ist.
Bezüglich Neuansetzungen poche die Liga auf das Verständnis seitens der Uefa, um auch an den eigentlich gesperrten Europacup-Spieltagen Partien in der heimischen Meisterschaft durchführen zu können. Obschon es aus sportlicher und finanzieller Sicht äusserst bedauernswert sei, dass einzig YB diese Saison international auflaufen kann, ist diese Ausgangslage bei der Planung nun ein Glücksfall. «Das heisst, dass andere Klubs viel flexibler sind.»
Die Kantone finanziell in die Pflicht nehmen
Gegenüber SRF Sport bezog Schäfer auch Stellung zum Flickenteppich, der infolge der kantonalen Hoheit in der Schweiz und speziell auch im Fussball herrscht. Er will noch nicht von einem grösstmöglichen Chaos sprechen. «Das würde erst im Fall von lokalen Lockdowns eintreten.»
Der 48-jährige Berner lässt in diesem Zusammenhang durchblicken, dass die kantonalen Behörden einsehen müssten, welchen Stellenwert die Klubs hätten. «Sie sind wichtig für die Gesellschaft, für das Kulturgut und in gesundheitspolitischer Hinsicht», erläutert er.
Einzelne Mannschaften könnten gar keine Zuschauer-Einnahmen mehr generieren, andere nur sehr spärliche. «Ergo fordern wir, dass auch von den Kantonen eine Unterstützung kommen muss, die bislang nicht geflossen ist. Bezüglich des Bundesdarlehens befinden wir uns auf gutem Weg», so Schäfer.
Nicht jammern, nicht ankreiden
Roland Heri, der CEO des FC Basel, der am Mittwoch davon erfahren hat, dass in seinem Kanton Grossveranstaltungen bis Ende Jahr wieder untersagt sind, erläutert: «Viele Merchandising- und Catering-Einnahmen fallen weg. Das reisst unweigerlich ein Loch in die Kasse. Wir müssen darum nach Alternativen suchen, um den Verlust auffangen zu können. Aber wir sehen auch, dass viele Branchen leiden und sich dieser Herausforderung zu stellen haben.»
Ihn persönlich rege der Flickenteppich auf. «Längerfristig ist so etwas nicht vorstellbar. Denn der sportliche Wettstreit sollte an oberster Stelle stehen. Allerdings dürfen wir uns nun auch nicht gegenseitig Vorwürfe machen.»