Die Hand geht zum Ohr, ein angespannter Blick, dann ein Pfiff und das in die Luft gemalte Rechteck. Längst kennt jeder Fussballfan diesen kleinen Tanz. Der Video Assistant Referee hat sich beim Schiedsrichter gemeldet. In der Regel, weil den Unparteiischen auf dem Feld irgendetwas entgangen ist.
So überrascht es nicht, dass eine solche Intervention beim betreffenden Schiedsrichter ein Gefühl der Enttäuschung auslöst. Jedoch nur im ersten Moment, wie Spitzen-Schiri Lukas Fähndrich erklärt: «Schaltet sich der VAR ein, habe ich die Möglichkeit einen Fehler zu korrigieren. Darüber bin ich sehr froh.» Er betrachte dies als «sehr menschliche Komponente. Ich sehe meine Akzeptanz dadurch nicht eingeschränkt».
Umstrittene VAR-Entscheide am Wochenende
Unwichtig, bei wem wie oft interveniert wird
Der VAR, so wollen es die Regeln, darf nur bei schwerwiegenden Fehlentscheiden eingreifen. Je öfter sich «Big Brother» also aus Volketswil meldet, desto mangelhafter ist die Leistung der Kollegen auf dem Feld? Ganz so simpel ist es nicht, betont Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger. Schliesslich gebe es mitunter Situationen auf dem Rasen, die fast unmöglich zu erkennen seien.
«Wir führen keine Statistiken, bei welchem Schiedsrichter wie oft interveniert wird», erläutert Wermelinger. Und sowieso: «Ein Schiedsrichter kann durchaus kleinere Fehler machen, die in der Beurteilung mindestens so relevant sind wie VAR-Interventionen.» In die Bewertung flössen auch andere Kriterien wie Auftreten oder Spielleitung ein.
«Vor den Bildschirmen dürfen unter keinen Umständen Fehler passieren»
Das Beobachten in Volketswil – es ist demnach kein Karrierekiller. Mit oder ohne VAR gilt: Unterläuft den Spielleitern ein matchentscheidender Lapsus, resultiert automatisch eine negative Bewertung.
Schiedsrichter Fähndrich hat beobachtet, dass den Referees vor Ort Fehler eher verziehen werden, da diese nur eine Chance hätten. Mit dem VAR hingegen gehe man härter ins Gericht: «Vor den Bildschirmen dürfen unter keinen Umständen Fehler passieren.»