Als der FC Sion vor etwas mehr als zwei Wochen den Transfer von Valon Behrami verkündete, erlebte so mancher Fan sein Déjà-vu. Vor 7 Jahren gelang Christian Constantin mit der Verpflichtung von Gennaro Gattuso ein ähnlicher Coup. Der damals 34-Jährige kam als absoluter Routinier und grosser Hoffnungsträger ins Wallis. Eine ähnliche Rolle soll nun auch Behrami einnehmen.
Wohl nur wenige Spieler können ein ähnliches internationales Palmarès aufweisen wie Behrami. Der 34-Jährige spielte unter anderem für Napoli, Lazio Rom, West Ham, die Fiorentina oder den Hamburger SV. In Sitten soll der heissblütige Tessiner mit seiner Erfahrung Ruhe in einen zuweilen chaotisch anmutenden Klub bringen.
Hoffnungsbringer
Die Transfers von Behrami, Gattuso und anderen grossen Namen hatten aber meist noch einen weiteren Hintergedanken: Glamour. Constantin hatte stets eine Faszination für grosse Namen, Freude an schillernden Figuren. Vor allem rückte der Präsident seinen Klub zumindest für kurze Zeit wieder ins Rampenlicht.
Krieger und Patient
Schreibt man die Geschichte Gattusos zu Ende, weicht der Glanz schnell Ernüchterung. Der FC Sion beendete die Saison auf dem 6. Rang, Gattusos Vertrag wurde nach seinem Zwischenspiel als Spielertrainer frühzeitig aufgelöst. Auch der Transfer von Behrami ist riskant: Hinter seinem körperlichen Zustand steht ein grosses Fragezeichen. Auf Klubebene bestritt der Tessiner vor fast drei Jahren zuletzt drei Spiele in Folge über die volle Distanz.
Der nächste Trainer
Kaum ein Klub hat in den letzten Dekaden so viele Trainer verbraucht, wie der FC Sion. Allein in der letzten Saison standen mit Maurizio Jacobacci, Murat Yakin und Christian Zermatten drei Coaches an der Seitenlinie. Seit diesem Sommer leitet Stéphane Henchoz die Geschicke in Sitten.
Der 44-Jährige weiss, wie es ist, mit schwierigen Situationen umzugehen. Mit Neuenburg schaffte der ehemalige Liverpool-Spieler in extremis den Klassenerhalt. In Sion bekommt es Henchoz mit einem anspruchsvollen Präsidenten zu tun, die Erwartungshaltung ist eine andere. Gegenüber dem Tages-Anzeiger meinte Henchoz: «Ich gebe mich nicht mit dem 6., 7. Platz zufrieden. Es wäre eine trostlose Zielsetzung. Wir möchten die Europa League erreichen – und den Cup gewinnen.»
Ohne Sieg in die Saison
In der Vorbereitung konnte Sion den Worten noch keine Taten folgen lassen. In fünf Testspielen gab es fünfmal ein Unentschieden, viermal endete die Partie 0:0. Zum Super-League-Auftakt am Freitag treffen die Walliser auf den FC Basel. Spätestens dann wird sich zeigen, ob den Worten auch Taten folgen – auch wenn Behrami wegen seiner Verletzung wohl noch nicht dabei sein wird.