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Spanisches Duo bei St. Gallen Quintilla/Ruiz: Der Meistertitel? «Wir setzen uns keine Grenzen»

Jordi Quintilla und Victor Ruiz haben grossen Anteil am aktuellen Erfolg von St. Gallen. Wir haben sie zum Doppel-Interview getroffen.

Haben Sie schon mal vom FC Puerto Rico gehört? Oder von der SD Formentera? Wenn nicht, hat das einen einfachen Grund: Es handelt sich um Klubs aus der zweithöchsten US-Liga respektive der vierthöchsten spanischen Meisterschaft. Dort verdienten Jordi Quintilla und Victor Ruiz ihren Lebensunterhalt, ehe sie von Sportchef Alain Sutter entdeckt und nach St. Gallen gelotst wurden.

Quintilla wechselte im Sommer 2018 in die Ostschweiz, Ruiz ein halbes Jahr später. In der aktuellen Saison haben die beiden Spanier wesentlichen Anteil am Erfolg des FCSG. Spielmacher Quintilla ist mit 9 Treffern gemeinsam mit Ermedin Demirovic Toptorschütze der Espen. Flügelspieler Ruiz weist teamintern die meisten Vorlagen auf (8).

Victor Ruiz und Jordi Quintilla.
Legende: Sind wie Brüder füreinander Victor Ruiz (links) und Jordi Quintilla. Freshfocus

Vor dem Verfolgerduell in Basel sprach SRF Sport mit dem spanischen Duo der St. Galler über Integration, Vertrauen und Ambitionen.

Live-Hinweis

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Das Verfolgerduell zwischen dem FC Basel und dem FC St. Gallen gibt's am Sonntag ab 15:45 Uhr live auf SRF zwei und in der SRF Sport App.

SRF Sport: Man munkelt, in St. Gallen gebe es die besten Würste. Könnt ihr dem zustimmen?

Victor Ruiz: Für mich ist es die Beste, ich hatte allerdings auch noch keine andere. Beim Essen bin ich generell nicht heikel. Die Bratwurst mag ich sehr gerne. Wenn ich die Möglichkeit habe, eine zu essen, mach ich das.

Hattet ihr im letzten Jahr die Gelegenheit, die Olma zu besuchen?

Jordi Quintilla: Ja, allerdings hatten wir nur sehr wenig Zeit. In Zukunft sollten wir die Olma etwas mehr geniessen.

Seine Fähigkeit, für diesen Klub geeignete Spieler zu finden, ist unglaublich.
Autor: Jordi Quintilla über Sportchef Alain Sutter

Sie kamen ein halbes Jahr nach Jordi Quintilla zum FC St. Gallen. Wie wichtig war es für Sie, einen Landsmann vorzufinden?

Ruiz: Er hat 90 wenn nicht 100 Prozent Anteil daran, dass ich mich mittlerweile so wohl fühle hier. Alles war neu für mich. Wenn du dann jemanden antriffst, der deine Sprache spricht und auch noch wie ein Bruder für dich ist, macht das alles viel einfacher. Ich bin Jordi sehr dankbar und schulde ihm viel.

Was für eine Rolle spielte Sportchef Alain Sutter bei eurem Transfer in die Schweiz?

Quintilla: Er war die wichtigste Figur. Seine Fähigkeit, für diesen Klub geeignete Spieler zu finden, ist unglaublich. Das hat er nun bereits mehrfach bewiesen. Er hat uns vom ersten Moment an sein Vertrauen geschenkt.

Hatten Sie vor dem ersten Kontakt mit dem Klub schon irgendetwas über den FC St. Gallen gewusst?

Quintilla: Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung. Ich wusste schnell einmal, dass St. Gallen der älteste Klub der Schweiz ist. Aber sonst, keine Ahnung. Ich habe zuvor noch nie ein Spiel von ihnen gesehen oder sie verfolgt.

Ende der 80er Jahre spielte ein weltweit bekannter Fussballer beim St. Gallen. Von wem ist die Rede?

Ruiz: Ich nehme an, gemeint ist Ivan Zamorano. St. Gallen hat eine lange Geschichte und diese macht den Klub so speziell.

Jordi Quintilla, Sie durchliefen die bekannte Jugendakademie des FC Barcelona «La Masia». 2013 standen Sie bei einem Testspiel gegen Bayern München mit den Profis um Lionel Messi auf dem Platz. Was ist Ihnen von diesem Tag geblieben?

Quintilla: Das ist eine meiner schönsten Erinnerungen überhaupt. Man hat nicht immer die Chance, mit den besten Spielern der Welt auf dem Platz zu stehen. Ich verbinde sehr viel Leidenschaft mit diesem Moment. Barcelona ist mein Herzensklub. Es bedeutet mir unglaublich viel, dass ich einmal für die 1. Mannschaft spielen durfte.

Wir haben eine riesige und unerwartete Chance, etwas Grosses zu schaffen. Wir wollen aufs Ganze gehen.
Autor: Victor Ruiz über die Meister-Ambitionen

Victor Ruiz, in der vierthöchsten spanischen Liga liefen Sie meist vor leeren Rängen auf, in St. Gallen sehen bei den Heimspielen über 10'000 Leute zu. Wie nehmen Sie diese Veränderung wahr?

Ruiz: Als Fussballer magst du möglichst volle Stadien. Als ich hierher kam, gab es 2 Möglichkeiten. Entweder, es ist mir alles zu gross oder ich kann die Stimmung richtig aufsaugen. Glücklicherweise geniesse ich diese Atmosphäre sehr. Für das spiele ich Fussball.

Mit Ihren guten Leistungen haben Sie bestimmt auch das Interesse anderer Klubs geweckt. Was passiert im Sommer?

Quintilla: Ich weiss es nicht. Für mich zählt momentan nur das Spiel in Basel und dass ich mich bis dahin nicht verletze.

St. Gallen liegt nach 19 Runden überraschend auf Platz 2. Spielt der Meistertitel in Ihren Köpfen eine Rolle?

Ruiz: Langsam aber sicher wird uns bewusst, in welcher Situation wir uns befinden. Wir haben eine riesige und unerwartete Chance, etwas Grosses zu schaffen. Eine Grenze werden wir uns keine setzen. Schon am Sonntag haben wir ein sehr schönes und wichtiges Spiel in Basel. Die Saison ist noch lang, aber wir wollen aufs Ganze gehen.

Das Gespräch führte Marco Löffel

Resultate

Sendebezug: SRF zwei, Super League Goool, 26.01.2020, 18:00 Uhr

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