Sami Hyypiä, Adi Hütter und Joe Zinnbauer sorgen für ein Novum in der 2003 gegründeten Super League: Erstmals haben mehr als die Hälfte der zehn Klubs einen ausländischen Trainer. Vor den genannten Neuverpflichtungen waren schon Markus Babbel, Didier Tholot und Zdenek Zeman da. Ihnen gegenüber stehen Urs Fischer, Ciriaco Sforza, Giorgio Contini und Pierluigi Tami. Macht 6:4 für die Ausländer.
In anderen Ländern blickt man voller Neid auf die Schweizer Ausbildung.
Zum Vergleich: Vor zwei Jahren war das Verhältnis 9:1. Vor fünf 8:2. Und in der Saison 2003/04, der ersten nach Einführung der Super League, ebenfalls 9:1. Aber jeweils zugunsten der Schweizer. Zu diesen zählen hier übrigens auch Carlos Bernegger, Jeff Saibene und der aktuelle Nationaltrainer Vladimir Petkovic, haben sie doch alle ihre Trainerausbildung in der Schweiz absolviert.
«In anderen Ländern blickt man voller Neid auf die Schweizer Ausbildung», sagt Mark Wolf, Leiter Trainerbildung am Bundesamt für Sport. Das BASPO bildet die Trainer in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Fussballverband SFV aus.
Trainerkarussell Super League
Selbst der deutsche Weltmeister-Trainer Joachim Löw absolvierte seine Ausbildung hierzulande. Wenn die Ausbildung also so gut ist, wieso dann diese Trendwende? Auch Wolf kann nur spekulieren. Es sei wohl so, dass grosse Namen den Klubs etwas mehr Luft geben; dies könnte der Grund sein, weshalb St. Gallen nicht Saibenes Assistenten Daniel Tarone zum Chef befördert habe.
In der Tat dreht sich das Trainerkarussell in der Super League enorm schnell: Ausser Contini ist kein Coach länger als ein Jahr im Amt. Viele Schweizer Trainer waren schon in der halben Liga tätig. Vielleicht erhoffe man sich deshalb neue Ideen und Impulse von aussen, meint Wolf.
Kein Problem?
Auch beim SFV hat man die Entwicklung bemerkt. Der Technische Direktor Laurent Prince hatte deshalb ein Statement vorbereitet, ehe er diese Woche an den UEFA-Trainerkongress in der Slowakei fuhr: «Wir haben kein Problem damit, dass ausländische Trainer in der Schweiz arbeiten. Uns geht es vielmehr darum, dass die besten Schweizer Trainer die Möglichkeit erhalten, ihr Können auf höchstem Niveau zu zeigen.»
Doch bei nur zehn Jobs in der höchsten Liga liegt eben genau hier das Problem. Jeder ausländische Trainer steht automatisch einem einheimischen vor der Nase.
Wolf will den Teufel nicht an die Wand malen. Mit Raphael Wicky, Johann Vogel, Ludovic Magnin oder Mauro Lustrinelli seien viele Ex-Nationalspieler im Nachwuchsbereich tätig, die schon bald reif für die Super League sein könnten. Bleibt zu hoffen, dass sie dann auch eine Chance erhalten. Denn auch ein einstiger Topfussballer ist als Trainer erst mal eine kleine Nummer.
Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 16.9.15, 18:45 Uhr / SRF zwei, sportpanorama, 20.9.15, 18:15 Uhr