Es war beste Werbung für den Schweizer Fussball, welche YB und Basel am Mittwochabend im Stade de Suisse betrieben. Nach 96 nervenaufreibenden und höchst umkämpften Minuten war der 4:3-Erfolg der Young Boys im Trockenen. Die erste Saisonniederlage des Meisters war zu einem beträchtlichen Anteil auch Verdienst von Miralem Sulejmani. Was der YB-Akteur gegen den FCB vorführte, war schlicht und ergreifend ein Augenschmaus.
Ich spiele nur dann so gut, wenn das ganze Team mich unterstützt.
Die Berner Fans dürften wohl noch wochenlang davon träumen, wie Sulejmani nach einem spritzigen Antritt Basels Taulant Xhaka nach allen Regeln der Kunst vernaschte und zum 1:0 einnetzte. Die perfekte Ballannahme, die nachfolgende Drehung und der platzierte Schuss beim Treffer zum 2:1 zeugten von seiner brillianten Technik.
Hütters System passt zu Sulejmani
Mit Sulejmanis Exploit dürfte zumindest teilweise auch der neue Trainer Adi Hütter zu tun haben. Das neue System des Österreichers, das sich durch unerbittliches Pressing auszeichnet, behagt dem Offensivkünstler. «Wir attackieren sehr früh und üben sofort Druck aus. Es ist dadurch einfacher», so Sulejmani. «Wenn wir den Ball erobern, sind wir so schon viel näher am gegnerischen Tor.»
Nach seiner Gala-Vorstellung will Sulejmani die Kirche aber im Dorf lassen. «Ich spiele nur dann so gut, wenn das ganze Team mich unterstützt», sagt er solidarisch. Nach dem Sieg schon wieder vom Meistertitel zu sprechen, empfinde er als vermessen. «Die Saison ist noch sehr lange. Wir müssen weiter hart arbeiten.»
Ein schwieriger Auftakt
Die Zurückhaltung von Sulejmani ist sicher auch darin begründet, dass der Serbe in der Schweizer Hauptstadt keinen Glanzstart hinlegte. Nach Bekanntgabe seiner Verpflichtung anfangs Juni wurde der Mann von Benfica Lissabon in Bern sofort zum Heilsbringer stilisiert. Medien und Experten erklärten YB bereits vor dem ersten Saisonspiel zum «Transfersieger».
Doch die Euphorie rund um den «Wunderspieler» aus Belgrad sollte erstaunlich schnell wieder einer gewissen Ernüchterung weichen. Gelb-Schwarz legte einen schwachen Saisonstart hin, der erwartete Zauber des Edeltechnikers Sulejmani blieb weitgehend aus.
Was in den anfänglichen Lobgesängen auf den Neueinkauf fast gänzlich ausser Acht gelassen wurde, schien sich nun zu bestätigen: Sulejmani fehlten Spielpraxis und Rhythmus. In 2 Jahren bei Benfica hatte der 26-Jährige nur 34 Partien bestritten, gerade mal 3 davon über die volle Distanz. Hauptgrund für seine rar gesäten Einsätze waren langwierige Verletzungen, die ihn wochenlang ausser Gefecht setzten.
Für Sulejmani bleibt zu hoffen, dass er nun an den starken Auftritt vom Mittwoch anknüpfen kann. Die YB-Fans würde es sicher freuen, wenn sich ihr Transfercoup auch künftig in solch vorzüglicher Spiellaune zeigt, wie gegen Basel.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 23.9.15, 20:00 Uhr