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Super League Yann Sommer: «Wir liefen auf dem Zahnfleisch»

Yann Sommer hat als Torhüter des FC Basel grossen Anteil am 4. Meistertitel in Serie und dem Exploit in der Europa League. Im Interview blickt der 24-Jährige zurück auf die lange Saison und voraus auf kommende Aufgaben.

Yann Sommer, wie kurz war die Nacht auf Sonntag?

Sommer:  Sehr kurz. Ich habe knapp 3 Stunden geschlafen. Doch wir haben es genossen, mit unseren Fans den Titel zu feiern. Es war - wie immer in Basel - einmalig und unglaublich.

Sie standen schon zum 5. Mal auf dem Balkon des Stadtcasinos. Hat der «Barfi» noch immer die gleiche magische Anziehungskraft für Sie wie beim 1. Mal?

Absolut. Der Platz war wieder proppenvoll und explodierte regelrecht! Schon als wir mit den Autos durch die Steinenvorstadt fuhren, hatte es kaum Platz, so viele Leute waren da. Davon kriegt man nie genug. Im letzten Jahr war es ein wenig anders, weil wir insgesamt 3 Mal auf dem «Barfi» waren. Da wurde es schon fast zur Gewohnheit.

Davon kriegt man nie genug.

Ebenfalls zur Gewohnheit werden Basels Titel. Inwiefern hat sich aber diese Saison von der letzten unterschieden?

Es gibt eigentlich mehr Parallelen als Unterschiede. Wir hatten zahlreiche Abgänge und einen schlechten Saisonstart wie schon 2011. In der letzten Saison erreichten wir in der Champions League sensationell die Achtelfinals, in dieser Saison stiessen wir in der Europa League bis in die Halbfinals vor. Für meine Karriere waren beide Saisons extrem wichtig.

Manchester United eliminiert oder in der Europa League die Halbfinals erreicht - welcher Exploit hat für Sie mehr Bedeutung?

Zwischen der Champions League und der Europa League gibt es einen Unterschied, das ist klar. Und wenn man gegen Manchester United spielt, dann ist das... königlich. Aber es hat beides eine grosse Bedeutung für mich. Denn wir sind Schweizer Fussballer und es ist nicht normal, dass einem Schweizer Klub solches gelingt.

Welches war Ihr persönliches Highlight in dieser Saison?

Das ist schwierig zu sagen, denn es gab so viele. Für mich war zum Beispiel das Spiel in St. Petersburg ein Highlight, als wir uns trotz grossen Problemen in die nächste Runde (Viertelfinals Europa League, Anm. d. Red.)  durchkämpfen konnten. Das zeigte mir, dass in unserem Team eine enorme Moral vorhanden ist. Und dann hielt ich ja noch diesen Penalty.

Hat es sehr geschmerzt, den Cupfinal zu verlieren?

Es tat im Moment der Niederlage natürlich weh. Wir wollten den Cup unbedingt holen. Aber wir hatten mit GC einen Konkurrenten, der uns die ganze Saison lang das Leben schwer gemacht und den Cup schliesslich verdient gewonnen hat.

Wollte Dinge tun, die nichts mit Fussball zu tun hatten.

Sie haben in der abgelaufenen Saison 58 von 62 Ernstkämpfen mit dem FCB bestritten. Gab es da mal einen Punkt, an dem Sie fix und fertig waren?

Vor allem gegen Ende der Saison liefen wir auf dem Zahnfleisch. So viele Spiele zu absolvieren, fordert einen vor allem mental stark. Dazu kommen unzählige Hotel-Übernachtungen. Ich hätte meine Wohnung in dieser Saison eigentlich kündigen können.

Was half Ihnen dabei, den Fokus nicht zu verlieren und die Konzentration bis zum Ende hoch zu halten?

Wir versuchten, ab und zu den Kopf zu lüften, mit der Mannschaft essen zu gehen oder sonst was. Wenn ich mal frei hatte, wollte ich Dinge tun, die absolut nichts mit Fussball zu tun hatten.

Basel liegt nah an der deutschen Grenze, da ist die Bundesliga nicht weit. Ist das Ausland ein Thema?

Es ist sicher ein Ziel von mir, aber ich habe noch bis 2015 einen Vertrag beim FC Basel. Sollte sich ein interessantes Angebot ergeben, dann müsste dies sicher geprüft werden. Aber ob, wann und wie, das weiss man im Fussball sowieso nie.

In einem Jahr beginnt in Brasilien die Fussball-WM. Es ist anzunehmen, dass Sie für den Sommer 2014 noch keine Pläne geschmiedet haben.

Auf keinen Fall. Die Ausgangslage, dass wir uns für Brasilien qualifizieren, ist sehr gut und es wäre toll, dort mit der Schweizer Nati dabei zu sein. Jetzt wollen wir am Samstag gegen Zypern 3 weitere Punkte einfahren.

Liebäugeln Sie gar damit, bis zum nächsten Sommer Diego Benaglio als Nummer 1 zu verdrängen?

Nein, auf keinen Fall. Das ist überhaupt kein Thema für mich. Benaglio ist die klare Nummer 1.

Nach dem Zypern-Spiel ist diese lange Saison für Sie definitiv zu Ende. Wann hebt der Ferien-Flieger ab?

Ich denke, dass der Flieger unmittelbar nach der Nati-Woche sehr schnell abheben wird (lacht) . Ich habe aber noch überhaupt keine Ahnung wohin, das entscheide ich spontan. Zudem muss ich noch mit dem FCB ausmachen, wie lange ich überhaupt in die Ferien darf.

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