Spricht man über die Xamax-Offensive, kommt einem zuallererst Raphaël Nuzzolo in den Sinn. Dabei hat Gaëtan Karlen wie sein Sturmpartner ebenfalls 7 Tore auf dem Konto. Nicht nur das: Während Nuzzolo 19 Spiele dafür brauchte, zeigte sich Karlen in 16 Spielen effizienter. Karlen ist zum neuen Torjäger in Neuenburg gereift.
Der gebürtige Walliser spricht im Interview darüber, wie es ist, im Schatten seines Sturmpartners zu stehen – und äussert sich über seine Rolle im Team, den erneuten Abstiegskampf und die häufigen Unentschieden.
SRF Sport: Am 11. August erzielten Sie per Fallrückzieher in der letzten Sekunde den Ausgleich gegen den FC Zürich. Wie oft denken Sie an diesen Traumtreffer zurück?
Gaëtan Karlen: Nicht mehr so oft (lacht) . Ich weiss, so was passiert einmal im Leben. Es gibt tatsächlich noch viele Leute, die darüber reden. Ich selbst denke nicht viel über das Tor nach. Aber es hat mir doch auch Aufschwung gegeben. Wenn du reinkommst und ein solches Tor schiesst, dann gibt das Selbstvertrauen. Und wir sagen immer: ‹Wenn wir Tore machen, dann folgen weitere Tore›.
16 Spiele, 7 Tore: Sie spielen Ihre beste Super-League-Saison. Wie haben Sie den Torriecher gefunden?
Es ist tatsächlich meine beste Saison. Ich kam zu vielen Chancen in den Spielen. Und ich habe diese Chancen nutzen können.
Sie hatten zwischen August und November einen Riesenlauf. Seither warten Sie aber auf den nächsten Treffer.
Darüber denke ich nicht nach. Es waren viele verschiedene Spiele, es gab Unterschiede. Jetzt spielen wir mit einer anderen Aufstellung, agieren nun mit zwei Stürmern. Vieles ist anders als in der Hinrunde. Aber ich denke nicht darüber nach und mache einfach mein Spiel.
Ich brauche kein «Licht», um mich gut zu fühlen.
Wenn über die Xamax-Offensive berichtet wird, hört man meistens nur den Namen Ihres Sturmpartners Raphaël Nuzzolo. Stört Sie das?
Nein, nein. Wirklich nicht. Ich fühle mich gut im Schatten. Ich brauche kein ‹Licht›, um mich gut zu fühlen. Nuzzolo und ich müssen uns nicht vergleichen, das ist ganz klar. Wir hatten auch total verschiedene Karrieren. Also ist sowas normal.
Lässt es sich leichter Tore schiessen, wenn man nicht im Rampenlicht steht?
Ja, ich denke schon.
Sie sind seit 2016 bei Xamax. Wie hat sich das Spiel unter Trainer Joël Magnin im Vergleich zu Michel Decastel verändert (von 2015 bis 2019 bei Xamax, die Red.)?
Schwierig zu sagen (überlegt) . Unter Magnin versuchen wir, mehr Druck auf den Gegner auszuüben. Wir stehen aber auch kompakter. Das sind die grossen Unterschiede zwischen den beiden Trainern.
Wie verändert sich Ihre Rolle mit den Verpflichtungen der Mittelfeldakteure Musa Araz und Geoffroy Serey Dié?
Sowohl Musa als auch Serey sind gute Spieler, gute Stürmer. Beide werden der Stimmung im Team gut tun. Serey bringt viel mit auf dem Feld, aber ebenso viel in der Garderobe. Das sind zwei gute Verstärkungen für das Team.
Wir wissen seit Beginn der Saison, dass wir gegen den Abstieg kämpfen müssen.
Xamax ist einmal mehr in den Abstiegskampf verwickelt. Wie stark ist dieser Gedanke jetzt schon präsent?
Wir wissen seit Beginn der Saison, dass dies unser Platz ist und dass es ein Kampf bis zum letzten Spiel sein würde – wie im letzten Jahr. Wir kennen diese Situation. Und so können und müssen wir auch damit leben.
Spürt man im Klub bereits eine gewisse «Routine» im Abstiegskampf? Oder kommt immer noch Nervosität auf?
Nein (lacht) , Routine kann man dazu nicht sagen. Sonst würden wir den positiven Druck verlieren, der im Abstiegskampf herrscht. Deswegen ist es besser, wenn wir darüber nachdenken.
Sie haben in den letzten 4 Spielen 3 Mal 1:1 unentschieden gespielt, insgesamt bereits 9 Mal. Gibt es einen Grund für diese hohe Zahl?
In unserer Situation ist es schon besser, wenn wir zumindest einen Punkt holen, als gar keinen. Aber wenn wir auf das letzte Spiel (gegen Lugano, die Red.) zurückblicken, kann man schon sagen: Wir haben einfach etwas Pech gehabt. Unser Platz in der Tabelle zwingt uns, immer mehr und mehr zu machen, damit dieses Pech schwindet. Aber es gibt auch Positives: In der Partie gegen Lugano hatten wir sehr viele Chancen.
Es fehlte zuletzt einfach das Glück.
Dass der Siegtreffer partout nicht fallen wollte, war auch schon in den Spielen zuvor so. Fehlt Xamax also einfach das nötige Glück?
Ja, das kann man so sagen. Aber wie gesagt: Wir hatten sehr viele Chancen in diesen Spielen. Das ist durchaus positiv. Wenn du keine Chancen hast, dann wird es schwierig. Also müssen wir einfach so weiterarbeiten, dann wird auch das Glück irgendwann automatisch kommen.
Am Sonntag empfangen Sie den FC Luzern, der mit zwei Siegen in die Rückrunde gestartet ist. Wie geht man ein solches Spiel an?
Wie alle anderen Spiele auch. Wir wissen, dass wir dringend auf Punkte angewiesen sind. Wir müssen in jedem Spiel kämpfen. Klar ist uns bewusst, dass es schwierig wird, weil Luzern in einer guten Form ist, aber wir sind in der Lage, gegen alle Teams in der Liga Punkte zu holen.
Das Gespräch führte Jan Weisstanner.
Resultate & Tabellen
Sendebezug: SRF zwei, Super League–Goool, 02.02.20, 18:00 Uhr