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YB-CEO Greuel im Interview Baspo-Gelder, Geisterspiele und die Frage nach Solidarität

Wanja Greuel im Interview mit SRF über die Bedeutung der Bundesgelder, Chancengleichheit und wieso YB auf Hilfe verzichtet.

Die erste Reaktion war eindeutig: Die 20 Profi-Klubs des Schweizer Fussballs zeigten sich dankbar über die Hilfe des Bundes. Das Bundesamt für Sport (Baspo) hatte am Mittwoch 100 Millionen Franken für Super und Challenge League gesprochen, um die Ertragsausfälle in den kommenden 6 Monaten auffangen zu können.

Bei der zweiten Reaktion – sie war vor allem bei den kleineren Klubs zu beobachten – wehte dann jedoch ein gänzlich anderer Wind. Die Frage wurde laut, wie fair die Auflagen für die Vereine sind. Klubs wie YB oder Basel, die ohne finanziellen Zustupf über die Runden kommen, können ihren Spielern auch zukünftig den vollen Lohn bezahlen. Bei jenen Vertretern, die auf ein Darlehen angewiesen sind, müssen die Lohnsummen sinken.

An welche Modalitäten sind die Kredite geknüpft?

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Die Aufnahme eines Kredits hat insbesondere einschneidende Auswirkungen auf die Löhne im betroffenen Klub:

  • Im Schnitt dürfen die Löhne aller Teams, die einen Bundeskredit aufnehmen, nicht mehr steigen.
  • Zudem müssen die Löhne der Teams, die Geld beanspruchen, in den nächsten 3 Jahren durchschnittlich um 20% reduziert werden.

Auch YB-CEO Wanja Greuel muss eingestehen: Es ist durchaus möglich, dass bei Führungsspieler der Klubs aus den unteren Tabellenregionen dadurch Wechselgelüste verstärkt werden könnten.

Alle leiden unter der Krise, deshalb ist die Solidarität spürbar.

Aber er betont: «Andererseits hat jeder Klub immer wieder die Chance, selbst gut zu arbeiten. Christoph Spycher hat in den letzten Jahren bewiesen, dass man die Qualität auch steigern kann, ohne die Löhne zu erhöhen.» Vielleicht biete sich dadurch einigen Teams sogar die Chance, «aus der Not eine Tugend zu machen».

Was im Zuge der Baspo-Gelder ebenfalls für Diskussionen sorgte: die Solidarhaftung. Ist es realistisch, im Fussball-Business auf Solidarität zwischen den Klubs zu zählen? Greuel ist optimistisch: «Alle leiden unter der Krise, deshalb ist die Solidarität spürbar.» Für die Massnahmen des Bundes findet er nur lobende Worte: «Das Ergebnis ist das Beste, was man für den Schweizer Fussball herausholen konnte.»

Wie gross die Einigkeit zwischen den Klubs tatsächlich ist, weist sich am 29. Mai. Dann wird entschieden, ob die Saison mit Geisterspielen fortgeführt wird. Bei einer Mehrheit zugunsten der Wiederaufnahme, auf die Greuel hofft, käme es dann zu folgender Problematik: Jene Klubs, die noch immer auf Kurzarbeit angewiesen sind, bestreiten die Partien mit grossem Trainingsrückstand.

SRF zwei, sportflash, 16.5.2020, 20 Uhr ; 

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