Im letzten Jahr hatte Xamax den Abstieg aus der Super League noch auf wundersame Weise verhindern können. Mit einer der grössten Aufholjagden in der Schweizer Fussballgeschichte machten die Neuenburger gegen Aarau ein 0:4 aus dem Barrage-Hinspiel wett und stellten in einem dramatischen Penaltyschiessen den Ligaerhalt sicher.
Damals an der Seitenlinie? Stéphane Henchoz. Jetzt an der Seitenlinie? Ebenfalls Henchoz. Dazwischen ist am Neuenburgersee aber einiges passiert. Dinge, die Xamax letztlich zur «schlechtesten Mannschaft der Super League» machten. Nach zwei Jahren im Oberhaus geht es deshalb zurück in die Challenge League.
Collet holt Henchoz zurück
Vor eineinhalb Jahren, im Januar 2019, wurde Stéphane Henchoz in Neuenburg zum Cheftrainer befördert. Seine Mission: Der Klassenerhalt. Henchoz führt Xamax in die Barrage, schafft im eingangs erwähnten Rückspiel auf schier unmögliche Weise den Klassenerhalt.
Was er damals bereits wusste: In der kommenden Saison würde er bei Xamax nicht an der Seitenlinie stehen. Dies war Henchoz von Präsident Christian Binggeli mitten im Abstiegskampf mitgeteilt worden.
Nach der Entlassung von Joël Magnin heuerten die Neuenburger vor ein paar Wochen ausgerechnet beim einst verschmähten Henchoz an. Es war dies kein Entscheid von Binggeli, der zwar noch Präsident ist, den Klub im November aber an den Westschweizer Sportmarketing- und Event-Unternehmer Jeff Collet verkauft hat.
Viele Abgänge, keine Waffen
Henchoz bedauert den Abstieg. Viel mehr bedauert er aber, nicht mehr Zeit gehabt zu haben, um mit der Mannschaft zu arbeiten. «Das ist schade. Aber ich wusste das, als ich meine Entscheidung getroffen hatte», so der ehemalige Liverpool-Verteidiger, der erst 8 Runden vor Schluss zu den Neuenburgern zurückgekehrt war.
Wir müssen das Team neu aufbauen.
Deutlich hatte sich Laurent Walthert nach der 1:4-Niederlage in Genf geäussert. «Was mich traurig macht, ist, dass ich keine Krieger gesehen habe, die bis zur 95. Minute gekämpft haben. Die mit Waffen in der Hand gekämpft haben», so der Torhüter. Vielleicht einfach deshalb, weil Xamax über keine Waffen verfügt?
Kemal Ademi, Afimico Pululu, Geoffroy Serey Die, um nur einige zu nennen, haben Xamax nach dem letztjährigen Klassenerhalt oder im Laufe der Saison verlassen. Was blieb, ist die offensiv schwächste und defensiv mitunter anfälligste Equipe der Liga. Und die Erkenntnis von Henchoz: «Wir müssen das Team neu aufbauen.»