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UEFA EURO 2016 Albanien – ein Fussball-Wunder auf Zeit?

Als Aussenseiter hat Albanien den Sprung an die EURO 2016 geschafft. Auch dank gutem Scouting in der Schweiz. Doch das bewährte System könnte bald nicht mehr funktionieren.

Taulant Xhaka, Shkelzen Gashi oder Berat Djimsiti – in der erfolgreichen Nationalmannschaft von Albanien wimmelt es von Spielern, die man aus der Super League kennt. Spieler, die in der Schweiz aufgewachsen sind und nun für ihre ehemalige Heimat spielen.

Keine adäquate Ausbildung möglich

«Wir sind dankbar und stolz, dass sie sich für uns entschieden haben. Wir brauchen diese Spieler, um Grosses zu erreichen», sagt Redi Jupi, technischer Leiter beim albanischen Verband. In Albanien könne man Fussballer nicht gleich fördern, eine entsprechende Infrastruktur fehle, erzählt Jupi.

Wir brauchen diese Spieler, um Grosses zu erreichen.
Autor: Redi Jupi Technischer Leiter Verband Albaniens

Um möglichst kein Talent zu verpassen, hat der albanische Verband in der Schweiz gar einen Scout installiert. Sokol Dauti, Präsident des FC Albania, hat die albanische Fussballer-Diaspora fest im Blick. Zurzeit stehen 130 Talente mit albanischem Background auf seiner Liste.

Ein schnelles Verfahren

Die meisten dieser Talente haben ihre Wurzeln allerdings nicht in Albanien, sondern im Kosovo oder in Mazedonien. Damit gehen die Albaner äusserst pragmatisch um: «Wenn sich ein Spieler für Albanien entschieden hat, dann regelt der Verband das direkt. Das dauert 2 bis 3 Wochen», erzählt Dauti.

Nicht gewirkt hat das albanische Angebot bei Shani Tarashaj, der sich für die Schweiz entschieden hat und nun zum ersten Mal ins Nati-Camp eingerückt ist: «Meine Eltern haben mir keine Steine in den Weg gelegt, es ist deine Karriere haben sie gesagt. Aber der Entscheid war nicht einfach», sagt der GC-Stürmer.

Kosovo – das nächste Kapitel?

Die grösste Bedrohung für das albanische Fussball-Wunder kommt aber nicht aus der Schweiz, sondern aus dem Kosovo. Sollte die UEFA den Kosovo als vollwertiges Mitglied aufnehmen, so wären viele Spieler erneut in der Zwickmühle: «Für Kosovo könnte ich mich eher begeistern, das ist eigentlich mein Heimatland», meint auch Tarashaj.

Wir würden es besser finden, Albanien würde in die Ausbildung seiner Spieler investieren
Autor: Marco von Ah Medienchef SFV

Auch auf den Schweizer Verband könnte in diesem Fall das eine oder andere schwierige Dossier zukommen. Zwar gibt es gemäss SFV-Medienchef Marco von Ah zurzeit keine entsprechenden Signale. Sollte es trotzdem so weit kommen, würde der Schweiz weiterhin nichts anderes übrig bleiben, als die Sachlage zu akzeptieren.

Nur richtig findet man die Strategie nicht: «Wir würden es besser finden, Albanien würde in die Ausbildung seiner Spieler investieren, anstatt Abwerbeaktionen zu starten», so von Ah.

Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 21.03.2016, 22:25 Uhr

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