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Der albanische Präsident Bujar Nashini übergibt dem Captain der Nationalmannschaft Lorik Cana eine Ehrenmedaille.
Legende: Fussball im Names des Volkes Der albanische Präsident Bujar Nashini übergibt dem Captain der Nationalmannschaft Lorik Cana eine Ehrenmedaille. Keystone

UEFA EURO 2016 Kleine Erwartungen, grosse Euphorie

EM-Endrunde statt Sommerferien: Albanien freut sich auf den grössten Fussball-Sommer in der Geschichte des Landes. Der albanische Sportjournalist Arber Kadia über die Stimmungslage beim ersten Gruppengegner der Schweiz.

Arber Kadia

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Arber Kadia ist freier Mitarbeiter für Tele-Sport und Albanian Daily News. Zuvor war er für BBC, Figaro und Rai tätig. Als Basketballer hat er früher für das albanische Nationalteam gespielt. Er berichtet vor und während der EURO in loser Folge für srf.ch/sport.

Der Aufstieg der albanischen Nationalmannschaft ist durchaus mit dem Triumph von Leicester City in der Premier League vergleichbar.

  • Noch vor drei Jahren war Albanien in der Fifa-Weltrangliste nur an 96. Position, Leicester spielte damals noch in der 2. englischen Liga.
  • Die Wettquote für den EM-Titel Albaniens liegt bei 500:1, ist damit die höchste aller Teams, aber immer noch 10-mal tiefer als die Wettquote auf den Titel Leicesters war.
  • Der Marktwert des gesamten albanischen Kaders wird auf 42 Millionen Euro beziffert – Granit Xhaka alleine kostet mehr.

Nur dank des Forfaitsieges gegen Serbien hat sich Albanien überhaupt zum ersten Mal für eine Endrunde qualifiziert, ist in Frankreich darum der ganz grosse Aussenseiter.

Die Vorbereitung

Erstes Testspiel, erste Minute, erster Schock: Katar geht nach einer Standard-Situation in Führung. Katar ist eine kleine Golf- und bei weitem keine Fussball-Nation. Albanien droht eine Blamage. Dank dreier Spieler, die in der Schweizer Super League bekannt sind, gelingt jedoch die Reaktion: Arlind Ajeti (ex-Basler) gleicht aus, Ermir Lenjani (ex-St. Galler) kurz vor der Pause und Armando Sadiku (Zürich/Vaduz) mit einem Weitschuss stellen den Sieg sicher. Doch noch. Das Positive: 3 erzielte Tore. In der gesamten Qualifikation zur EM traf Albanien nur 7 Mal.

Das nächste und letzte Testspiel bestreitet Albanien am 3. Juni gegen die Ukraine.

Der Trainer

Gianni De Biasi – in Albanien seit seiner Einbürgerung liebevoll «Gani» genannt – ist der Star des Teams. Seine Popularität spiegelt sich hierzulande in seiner Omnipräsenz in Fernseh-Werbungen wider, seine Eigenart in seinen Entscheidungen: Mit Hamdi Salihi lässt er den besten Torschützen der albanischen Liga zuhause.

Noch ist unklar, ob De Biasi auch nach der EM Trainer Albaniens bleibt. Klar ist jedoch, dass er nicht italienischer Nationaltrainer wird. Somit sind die Chancen auf einen Verbleib De Biasis in Albanien gestiegen.

Die Fans

Alt, uninspiriert und gespickt mit Spielern, die sich selber in das Nationalteam eingekauft haben – so präsentierte sich die albanische Auswahl noch vor 10 Jahren. Dann begann der Aufstieg, doch noch lange konnten die Fans vor allem auf Exil-Albaner stolz sein: Auf Spieler wie Deutschlands Weltmeister Shkodran Mustafi oder die für die Schweiz spielenden Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka.

Heute erwartet an der EM zwar niemand ein Weiterkommen in die KO-Phase und schon gar nicht den Titel. Trotzdem ist die Euphorie im Land grenzenlos. Noch nie wurden so viele Shirts und andere Fanartikel verkauft wie zur Zeit. Einer Zeit, während der wir Albaner normalerweise unsere Sommerferien planen.

Sendebezug: Laufende (Vor-)Berichterstattung zur EURO 2016.

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