Der Auftritt der Schweizer gegen die Türkei hatte so gar nichts mehr mit dem zu tun, was man von ihnen in den beiden vorangegangenen Spielen gesehen hatte. Die Nati musste im letzten Gruppenspiel liefern – und tat das auf überzeugende Weise.
Dafür bekam das Team von Vladimir Petkovic am Montag in den Schweizer Medien viel Anerkennung. Das Lob gilt nicht nur Doppelpacker und Matchwinner Xherdan Shaqiri, dem herausragenden Yann Sommer im Tor oder Captain Granit Xhaka, vielmehr wird die im Vorfeld fast schon heraufbeschworene Einheit der Mannschaft, die gegen die Türkei deutlich zu sehen war, herausgestrichen:
- Tagesanzeiger: «So sieht also ein Houdini-Akt aus, eine Selbstbefreiung im letzten Moment. [...] Die Schweiz von Baku ist nicht mehr die Schweiz von Rom. Da ist keiner mehr, der dem Ball aus dem Weg geht und darum den Zorn des Captains fürchten muss. Das ist eine solidarische Gruppe, eine Mannschaft eben.»
- NZZ: «Sie spielten mit Feuer, sie schienen gewachsen an den Problemen, die sie sich in den Tagen zuvor teilweise selber aufgebaut hatten, wie 2018 an der WM.»
- Blick: «So macht diese Nati Freude. Weil in dieser Mannschaft eben doch ganz viel drinsteckt, wenn sie es nur zeigen will. Es ist ein Sieg der Reife und es ist auch ein Erfolg von Trainer Vladimir Petkovic.»
- Tribune de Genève: «Ob es für einen weiteren Achtelfinal an einer Endrunde reicht, weiss die Schweiz noch nicht. Aber sie hat als Team reagiert, um die Hoffnung am Leben zu erhalten. Sie hat Verantwortung übernommen und sich diese Möglichkeit verdient.»
- CH Media: «Ja, die Nati darf stolz sein auf diese Reaktion. Es war eine ganz andere Körpersprache zu sehen auf dem Platz. Viel mehr Emotionen. Viel mehr Leidenschaft. Da waren Nati-Spieler am Werk, die im Stolz verletzt waren. Und die nicht zerbrachen, obschon der Druck mit dem vorzeitigen Out vor Augen riesig war.»
Trotz dem kollektiven Aufatmen und der Anerkennung für die Schweizer Leistung herrscht angesichts der nicht feststehenden Achtelfinal-Qualifikation aber auch Zurückhaltung. Mit dem diskussionslosen Sieg gegen die Türken haben die Schweizer zwar eine Reifeprüfung abgelegt. Was er wirklich wert ist, stellt sich möglicherweise aber erst am Mittwochabend heraus.
- Blick: «Trotz des 3:1 heisst es nun beten! Weil wir halt nach den schwachen Spielen gegen Wales und Italien doch nur Dritter geworden sind. An einer Weltmeisterschaft wäre man ausgeschieden und es gäbe Katzenjammer.»
- Tagesanzeiger: «Wieso haben sie gegen Wales nicht die gleiche Zielstrebigkeit gezeigt? Wieso gegen Italien derart versagt? Und auch das: Wieso haben sie gegen die Türken so viele Torchancen vergeben?»