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Türkei-Experten Yilmaz & Ufak Türkei: Jugend und Kollektiv übertrumpft die individuelle Klasse

Hüseyin Yilmaz und Erdem Ufak von «GazeteFutbol» beleuchten die Stärken und Schwächen des Schweizer EM-Gegners Türkei.

Vor dem Startschuss in die EURO 2020 ist die Vorfreude in der türkischen Nationalmannschaft gross. Die Euphorie ist berechtigt. Schliesslich haben die «Ay-Yildizlilar» ihre Pflichtaufgaben in der Qualifikationsrunde in der Gruppe H als Zweiter überzeugend erfüllt.

Das Kader war lange nicht mehr so stark wie aktuell.

Die 5. EM-Teilnahme wurde anders als bei früheren Aufgeboten nicht durch individuelle Klasse, sondern vielmehr mit einem Kollektivgefüge unter Dach und Fach gebracht. In den letzten 10 Pflichtspielen ging man nur einmal als Verlierer vom Platz.

Hinzu kommt, dass das Kader lange nicht mehr so stark war wie aktuell. Das Aufgebot firmiert mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren unter dem Etikett der jüngsten Mannschaft der Europameisterschaft.

Türkisches Tor bei Cakir in sicheren Händen

Der 25-jährige Ugurcan Cakir von Trabzonspor hütet als Nummer 1 das Tor. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Schlussmann einen Wechsel nach Europa antritt.

In der Bundesliga wird er mit Borussia Dortmund sowie RB Leipzig in Verbindung gebracht. Zu seinen Stärken gehören der Umgang mit dem Ball und Reflexe aus kurzer Distanz.

Defensive als Trumpfkarte

Die Abwehr der Türken ist der am stärksten besetzte Mannschaftsteil. Merih Demiral (Juventus Turin), Caglar Söyüncü (Leicester City) und Ozan Kabak (FC Liverpool) dirigieren als Herzstücke die Abwehr.

Auch der Ex-Düsseldorfer Kaan Ayhan (US Sassuolo) steigerte sich zusehends. Auf der rechten Seite hat der frischgebackene französische Meister Zeki Celik vom OSC Lille das Sagen.

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Legende: Überzeugt als Team Die türkische Nationalmannschaft ist eine junge und eingeschworene Truppe. imago images

Eine Problemzone

Als Problemzone fällt die linke Verteidigerposition auf. Im Falle einer Verletzung von Umut Meras (AC Le Havre) steht nur noch der unerfahrene Ridvan Yilmaz (20) von Besiktas zur Verfügung. Yilmaz hat in der A-Nationalmannschaft noch kein Pflichtspiel bestritten.

Offensivspiel hängt von Burak Yilmaz ab

In der Vorwärtsbewegung ist Burak Yilmaz (OSC Lille) mit seinen 35 Jahren der Torgarant schlechthin und kaum zu ersetzen. Parallel dazu übernimmt er mit seiner geballten Erfahrung die Leaderrolle für die jungen Akteure. Trotz einer durchwachsenen Saison schliesst Cengiz Ünder (Leicester City) als dribbelstarker Aussenbahnspieler die dünn besetzte Flügelposition.

Senol Günes hat mit einer gesunden Mischung von jungen und erfahrenen Akteuren dafür gesorgt, dass die Türkei in die Erfolgsspur zurückfand.

Im Zentrum zieht Hakan Calhanoglu (AC Mailand) die Fäden. Auf der linken oder auch rechten Aussenbahn spielt der lauffreudige Kenan Karaman (Fortuna Düsseldorf).

Trainer Günes will mindestens in den Achtelfinal

Als die Türkei bei der WM 2002 Dritter wurde, sass Senol Günes bereits auf der Bank. Der zweifache Meistertrainer mit Besiktas Istanbul (2016, 2017) hat mit einer gesunden Mischung aus jungen und erfahrenen Akteuren dafür gesorgt, dass die Türkei in die Erfolgsspur zurückfand.

Lediglich die Unbeständigkeit ist ein Dauer-Thema, für das Günes noch eine Lösung aus dem Hut zaubern muss. Das primäre Ziel ist klar: Die Gruppenphase überstehen und den Achtelfinal erreichen. Allerdings ist in der Türkei das Selbstvertrauen schon dermassen gross, dass man von weitaus mehr träumt.

Hüseyin Yilmaz, Erdem Ufak

Türkei-Experten

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Hüseyin Yilmaz (Bild) und Erdem Ufak arbeiten bei GazeteFutbol, einem Internet-Sportportal, das seit 2008 besteht. In Deutschland ist es das grösste Fussballportal über den türkischen Fussball in deutscher Sprache.

SRF zwei, sportpanorama, 06.06.2021, 18:30 Uhr

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