Wer bisher nicht plante, am Montag den letzten Spieltag in der Gruppe B live mitzuverfolgen, hat einen guten Grund, seine Meinung zu ändern. Denn das Team, das sich hinter Gruppensieger Spanien Rang 2 sichert, wird im Achtelfinal auf die Schweiz treffen.
Die Chance ist gross, dass es Italien oder Kroatien wird. Beide Teams haben bislang an der EURO nicht überzeugt, beiden droht im Falle einer Niederlage die vorzeitige Heimreise.
Die bisherigen Gruppenspiele
Die bessere Ausgangslage haben die Italiener, denen ein Remis zum 2. Gruppenrang reicht. Die halbe Miete dazu ist die Formstärke von Keeper Gianluigi Donnarumma. Im Spiel gegen Spanien (0:1) glänzte der 25-Jährige mit zahlreichen Paraden, war der einzige «Azzurro» auf Top-Niveau.
Dringend gesucht: Torgefährlicher Stürmer
Sorgenkind des Titelverteidigers ist die Offensive. Die bislang einzigen Torschützen an der EURO für die Auswahl von Coach Luciano Spalletti waren Innenverteidiger Alessandro Bastoni und der zentrale Mittelfeldspieler Nicolo Barella beim erkrampften 2:1 über Albanien.
Die sechs nominellen Stürmer, die Spalletti nach Deutschland mitgenommen hat, haben im blauen Trikot zusammengezählt bislang erst 27 Mal getroffen. Atalantas Mittelstürmer Gianluca Scamacca, der an der EURO zweimal in der Startelf stand, bringt es auf ein Törchen in 18 Länderspielen. Er dürfte am Montag durch Genoas Mateo Retegui ersetzt werden.
Ein weiterer mutmasslicher Wechsel ist jener im Mittelfeld vom bislang wenig überzeugenden 32-jährigen Jorginho – beim EM-Titel 2021 noch ein Schlüsselspieler – zum 9 Jahre jüngeren Nicolo Fagioli.
Kroatiens «goldene Generation» altert
Das Glück der Italiener könnte sein, dass der Gegner noch weiter von seiner Bestform entfernt scheint. Kroatien steht nach dem 0:3 gegen Spanien und dem 2:2 gegen Albanien auf dem letzten Gruppen-Platz und braucht unbedingt einen Sieg.
2018 stürmte die «goldene Generation» unter Trainer Zlatko Dalic in den WM-Final, 2022 noch immer zu Platz 3. Inzwischen ist Ex-Weltfussballer Luka Modric 38-jährig. Die 30 überschritten haben auch Ivan Perisic (35), Domagoj Vida (35), Andrej Kramaric (33), Marcelo Brozovic (31) oder Mateo Kovacic (30). Die Kritik an Dalic wächst – und die Empfindlichkeiten im Team auch. Auf eine kritische Reporterfrage nach dem Albanien-Spiel brach Modric das Interview ab.
Hilft der Blick in die Statistik?
Mut könnte den Kroaten machen, dass sie in der modernen Ära gegen Italien in 8 Direktduellen noch nie verloren haben (3 Siege, 5 Unentschieden). Zuletzt gab es dreimal ein 1:1. Pikantes Detail: An der EM 2012 befanden sich ebenfalls Spanien, Italien und Kroatien in derselben Vorrunden-Gruppe. Spanien gewann die Gruppe, Italien kam als Gruppenzweiter weiter, Kroatien schied – wie Modric, Perisic und Vida sehr wohl wissen – aus.