Am Dienstag (17.30 Uhr, SRF zwei) starten die Schweizerinnen gegen Österreich in ihre EM-Premiere. Das Duell mit dem Nachbarn hat seit jeher einen besonderen Charakter. Am 8. November 1970 bestritt das Frauen-Nationalteam in Schaffhausen gegen Österreich sein erstes Heimspiel.
Stadtpräsident Felix Schwank zeigte sich ob der geschichtlichen Tragweite ganz aufgeregt: «Was selbst eingefleischte Fussballanhänger noch vor kurzer Zeit kaum für möglich hielten, ist Tatsache geworden!»
9:0 und 2 Jugoslawinnen auf dem Platz
Die 15 Schweizerinnen im Kader stammten aus den Kantonen Wallis, Waadt, Neuenburg, Nidwalden und Zürich. Mit Madeleine Boll und Cathy Moser spielten zwei bereits im Ausland bei Mailand.
Die Schweizerinnen gewannen locker 9:0. Doch wurde der Match nicht offiziell gewertet, da Österreich zwei Jugoslawinnen eingesetzt hatte. Das tat der Häme in der Berichterstattung keinen Abbruch, schliesslich hatte man den Erzrivalen vorgeführt.
Aufs Aussehen reduziert
Andererseits wurden die Frauen aber auch verniedlicht – und wie im TV-Bericht gerne auf ihr Aussehen reduziert. Eine Schaffhauser Zeitung schrieb: «2000 Zuschauer ergötzten sich beim Damenfussball-Länderspiel an den wendigen, hübschen Stauffacherinnen, die den zum Teil schwergewichtigen Österreicherinnen nur so um die Ohren wirbelten.»
Dennoch stand die Schweiz in Sachen Emanzipation im Umbruch. Das zeigte sich nicht nur auf dem Fussballplatz, sondern vor allem auch auf dem politischen Parkett: Drei Monate nach dem Spiel gegen Österreich wurde den Frauen per Volksabstimmung das Stimmrecht gewährt.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 17.07.2017, 22:35 Uhr