In der EURO-Generalprobe gegen Tschechien war Lia Wältis Auftritt ein denkbar kurzer gewesen. Vor Anpfiff wurde sie für 125 absolvierte Länderspiele ausgezeichnet – auch zu ihrer Überraschung. Den anschliessenden 4:1-Erfolg für die Nati sah sie von der Tribüne an der Seite des Sportlichen Koordinators Johan Djourou. Wenngleich Trainerin Pia Sundhage «mindestens eine Halbzeit» für Wälti angekündigt hatte.
Grund für die Pause des Captains: Knieprobleme. Wälti war beim 0:1 im abschliessenden Nations-League-Spiel gegen Norwegen unglücklich aufs Knie gefallen. Es ist eine Art Déjà-vu, dass die Teilnahme Wältis zum Wettlauf gegen die Zeit wird. Schon vor knapp zwei Jahren an der WM in Neuseeland wurde die kaum zu ersetzende Mittelfeld-Dirigentin erst kurz vor Turnierbeginn nach einer Verletzung fit. Dabei ist keine andere Spielerin im Kader annähernd so wichtig, wenn es darum geht, Ordnung und Ruhe ins Mittelfeld zu bringen.
Am Sonntagabend will Wälti jedenfalls kein klares Statement abgeben, flüchtet sich in Floskeln: «Ich nehme Tag für Tag, versuche fit zu bleiben, gebe alles, um am Mittwoch auf dem Platz zu stehen.» Die amtierende Champions-League-Siegerin betont, dass sie zumindest konditionell kein Problem sehe. Ihre Fitness habe sie in dieser «komischen Phase» zwischen Saisonende und EM-Auftakt beibehalten können.
Die Ziele sind klar
All diesen Sorgen zum Trotz fordert Wälti ihre Teamkolleginnen dazu auf, den Spass in den Vordergrund zu stellen: «Spielen wir mit Freude, wie früher auf dem Pausenplatz!» Denn das Ziel ist klar, die erste K.o.-Phase an einer EM soll erreicht werden. Eine durchaus realistische Vorgabe, findet die 32-jährige Strategin, bewegten sich doch alle Gruppengegnerinnen auf Augenhöhe.
Einen Vorteil sollen euphorische Heimfans schaffen. Denn das wahre Ziel, so Wälti, geht weit über die EM hinaus: «Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Frauenfussball. Wir wollen ihn in der Schweiz weiterbringen und so spielen, dass die Fans ihn weiterhin supporten.»
Ob die Nati dieser Verantwortung gerecht wird? Ein erster Teil der Antwort folgt am Mittwoch. Im besten Fall mit Wälti in ihren stärksten Rollen: als Dirigentin, Anführerin und Ruhepol in Personalunion.
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