Nicht ganz 4 Minuten durften die Italienerinnen im abschliessenden Gruppenspiel gegen Topfavorit Spanien fest an die grosse Sensation glauben. Elisabetta Oliviero erzielte in der 10. Minute das zu diesem Zeitpunkt nicht unverdiente 1:0. Fast postwendend folgte allerdings der Ausgleich (14.), letztlich resultierte in Bern eine ehrenvolle 1:3-Niederlage.
Hätten «Le Azzurre» die Spanierinnen zum 2. Mal innerhalb von rund 18 Monaten bezwungen, wäre der Viertelfinal-Gegner an der Women's EURO die Schweizer Nati gewesen. Stattdessen bekommt es das Team von Trainer Andrea Soncin am Mittwochabend in Genf mit Norwegen zu tun.
Norwegen? Da war doch was?
Die noch titellosen Italienerinnen – sie sind die einzigen, die seit 1984 an allen Europameisterschaften teilnahmen – waren letztmals vor 28 Jahren nahe am grossen Triumph. An der EM in Norwegen verloren sie den Final gegen Deutschland. Vier Jahre zuvor waren sie beim Heim-Turnier ebenfalls im Endspiel gescheitert – an Norwegen.
In den Jahren danach stagnierte die Entwicklung des italienischen Frauenfussballs, weshalb die Ausbeute seither mager ist: Bei den sechs Turnieren vor der aktuellen EM erreichte Italien zweimal die Viertelfinals, viermal war in der Gruppenphase Endstation.
Soncin bringt Ruhe ins Team
Einen Tiefpunkt erlebten die Italienerinnen an der WM 2023 in Australien und Neuseeland, als sie in der Vorrunde ausschieden und die damalige Trainerin Milena Bertolini den Spielerinnen mangelnden Einsatz vorwarf. Diese wiederum gaben in einem offenen Brief der Trainerin die Schuld für das vorzeitige Out.
Wir haben gezeigt, dass die Lücke zu den Topnationen kleiner geworden ist.
Mittlerweile ist mit dem 46-jährigen Soncin, der nach der WM zum Trainer ernannt wurde, Ruhe eingekehrt. In die Schweiz sind die Italienerinnen dank guter Leistungen in der Qualifikation (Gruppensieg etwa vor Norwegen) und der Nations League mit grossen Hoffnungen gereist. «Wir haben gezeigt, dass die Lücke zu den Topnationen kleiner geworden ist», fasste Soncin nach dem 1:3 gegen Spanien zusammen.
«Wollen bis zum Schluss dabei sein»
Mit Norwegen steht Italien der am schwächsten einzuschätzende Gruppensieger gegenüber. Das Team mit der englischen Trainerin Gemma Grainger hat zwar das Punktemaximum geholt, dabei aber selten überzeugt.
Für Italien, das einzige Viertelfinal-Team mit einem negativen Torverhältnis, bietet sich damit die Chance erstmals in diesem Jahrtausend in den EM-Halbfinal einzuziehen. Dort käme es zu einem Aufeinandertreffen mit dem Sieger der Partie Schweden gegen England. «Wir wollen an diesem Turnier bis zum Schluss dabei sein», hielt Soncin fest.