Ganz sicher war sich im Vorfeld niemand, wie sehr die EM 2025 in der Schweiz die Massen bewegen würde. Mittlerweile steht fest: mehr, als sich die meisten erträumt hätten. 462'000 Fans besuchten die Gruppenspiele, wobei 22 von 24 Spielen ausverkauft waren. Die Public Viewings ziehen ebenso Scharen an.
25'000 marschieren durch Bern
Und natürlich die Fanmärsche, die die Rekorde purzeln lassen. 14'000 Fans marschierten vor Schweiz – Island in Bern zum Stadion. Vor dem Viertelfinal wurde diese Zahl noch einmal deutlich übertroffen: Zusammengenommen 25'000 Personen liefen gemäss Alice Späh von der Host City Bern an den Märschen der Schweizer und spanischen Fans mit. Wie immer zuvor an der Spitze der so lauten wie friedlichen Schweizer Supporter lief der «Schwiizer Frauen Nati Fan Club».
Das Ziel für den Viertelfinal war klar: «Moving Mountains» – Berge versetzen. Das brachte auch eine Choreo vor dem Spiel zum Ausdruck und fügte sich perfekt ins Turniermotto «Summit of Emotions» ein.
Ein internationales Trio für die Schweizer Nati
Doch wer steckt hinter dem Fanclub der Schweizerinnen? Da ist einerseits Präsidentin Céline Plée. Die Sportpsychologin hat an der University of Portsmouth promoviert. Amy Owen und Jennifer Dinges sind Vizepräsidentinnen. Das internationale Trio – Plée ist Schweizerin, Owen stammt aus England, Dinges aus Deutschland – führte bei einem Treffen an der EM 2022 in England die Liebe zu Arsenal und insbesondere Lia Wälti zusammen.
An der WM in Neuseeland sorgten nicht zuletzt die Worte von Tatjana Haenni dafür, dass das Trio schliesslich den Fanclub für die Frauen-Nati gründete. Offiziell gibt es das Projekt seit 2024, doch so richtig bereit sein wollte man für die Heim-EM, erzählt Plée. Sie hat das Wachstum des Fussballs bei den Frauen am eigenen Leib erfahren: 2013 hätten sie und eine Freundin erstmals ein öffentliches Training besucht – und sonst niemand.
«Geschichte geschrieben – wir kleinen Schweizer Fans!»
Zu sehen, dass vergangenen Sonntag rund 4000 Fans ins Neufeld strömten, um die Einheiten zu verfolgen, sei «unglaublich. Die Atmosphäre in den Stadien ist elektrisch.» Bei den Fanmärschen wäre sie mit «einigen tausend Fans» glücklich gewesen. In Bern sei sie emotional geworden: «Wir haben realisiert, dass wir Geschichte geschrieben haben – wir kleinen Schweizer Fans!» Auch die Zahlen des Fanclubs steigen. 150 eingetragene Mitglieder waren es vor der EURO. Die Insta-Follower erhöhten sich von 200 auf über 500.
Beide Werte werden in den nächsten Tagen noch einmal Fahrt aufnehmen. Der Schwiizer Frauen Nati Fan Club setzt auf Kooperation. Man arbeitet bei den Fanmärschen mit dem Schweizerischen Fussballverband sowie den Fans der Männer-Nati namens Fankurve, zusammen. Letztere stellen Plée und Co. ihr Megaphon zur Verfügung. Stets vorne mit dabei ist Sina Cavelti, ihres Zeichens Spielerin des FC St. Gallen.
Die Spielerinnen geraten ins Schwärmen
Es bedeute ihr «alles», dass sie eine EURO in ihrer Heimat erleben dürfe, erklärt Plée. Doch es ist eine Symbiose. Man erkennt auch, welche Bedeutung die Fans fürs Nationalteam haben. Lia Wälti und Co. liessen keinen Zweifel daran, wie emotional die Unterstützung für sie sei, erzählten mehrfach von Tränen der Rührung.
Selbst Mathematiker Jonas Bächinger attestiert dem Heimvorteil einen signifikanten Wert, wenn es darum geht, gegen Spanien die Sensation zu schaffen – oder eben Berge zu versetzen.