Es ist schon einige Tage her, irgendwann nach dem umjubelt-dramatischen 1:1 gegen Finnland, da bezifferte Lia Wälti die Wahrscheinlichkeit eines Weiterkommens der Schweiz im Viertelfinal wie folgt: «Gegen dieses Spanien gewinnen wir eines von 100 Spielen.» Bei den Buchmachern gibt's im Falle eines Erfolgs der Gastgeberinnen ungefähr den 15-fachen Einsatz zurück.
Klingt nicht ermutigend, finden Sie? Man muss die Schätzungen in Relation setzen. Die Chance, dass man im Schweizer Lotto den Jackpot knackt, liegt bei 1:31 Millionen. Dass der Blitz einen trifft, bei etwa 1:1 Million.
Doch bleiben wir bei bodenständigeren Daten und Fakten. Mathematiker Jonas Bächinger hat aus einem komplexen Mix aus Ranking, Marktwert, Wettquoten und vielen weiteren Daten errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Schweizer Siegs bei 29 Prozent liegt. Nicht zuletzt dank des Heimvorteils.
Es war einmal vor 13 Jahren auf dem Brügglifeld ...
Und wie sah es zuletzt im Direktduell aus?
- Ab August 2023 trafen die Spanierinnen und die Schweizerinnen innert nicht einmal 3 Monaten 3 Mal aufeinander. Die Resultate aus Schweizer Sicht: 1:5, 0:5, 1:7. Ergibt in der Summe eine Tordifferenz von 2:17. Dass die Spanierinnen auch knapp zwei Jahre später nichts von ihrem Torhunger eingebüsst haben, zeigten zuletzt die Vorrundenspiele. In der Gruppe mit Portugal, Belgien und Italien erzielte man satte 14 Tore.
- Der letzte Sieg datiert vom 16.6.2012, als man auf dem Brügglifeld «La Roja» 4:3 in der EM-Qualifikation bezwang. Ramona Bachmann glänzte damals als Doppeltorschützin, Ana-Maria Crnogorcevic traf ebenfalls.
Ein Spiel dauert (mindestens) 90 Minuten und Reuteler war 3 Mal die Beste
Auf Zahlen stützen zwei Nati-Cracks ihren Optimismus. Riola Xhemaili betont etwa: «Auch wir haben jede Menge Qualität. Géraldine Reuteler ist 3 Mal Player of the Match geworden. Das hat keine Spanierin geschafft.» Viola Calligaris erklärt salopp: «In 90 Minuten kann alles passieren. Wir haben an der WM auf den Deckel bekommen und haben eine Rechnung offen.»
Spanien bleibt Spanien. Wir sind aber ein anderes Team.
Die eingangs zitierte Wälti erscheint weniger pessimistisch, wenn man anfügt, dass die Kapitänin auch Folgendes sagte: «Spanien bleibt Spanien. Wir sind aber ein anderes Team als noch vor zwei Jahren, sind physischer.» Mit den Heimfans glaube sie daran, «das Unmögliche möglich zu machen».
Natürlich müssen Sie nicht an einen Schweizer Viertelfinal-Sieg glauben. Sie sollten dann aber auch nie wieder Lotto spielen oder panisch vor einem Gewitter ins Innere flüchten.