Manchmal zahlt sich Sturheit aus. Dessen war sich auch Pia Sundhage gewiss: Als sie an der nicht unumstrittenen Entscheidung festhielt, auch nach einigen durchzogenen Leistungen Iman Beney rechtsaussen in der Fünferkette einzusetzen. Nachweislich nicht ihre Lieblingsposition.
Die talentierte Walliserin zahlte das Vertrauen zurück – mit einer starken Vorstellung im Eröffnungsspiel gegen Norwegen. Einzig beim 1:2 wurde offenbar, dass das Defensivspiel nicht ihre Kernkompetenz ist. Beney weiss: «Es klappt immer besser, Schritt für Schritt. Die Trainerin hat mir geholfen, dass ich defensiv besser agiere.» Und doch: Würde sie sich selbst offensiver aufstellen? «Ja, warum nicht?», schmunzelt Beney.
Das Startspiel bringt die 18-Jährige zum Schwärmen: «Es war unglaublich, schon beim Einwärmen, als alle Fans unsere Namen geschrien haben. So viele Plakate, alle haben gesungen.»
Sie wird sich an Kulissen in dieser Grössenordnung gewöhnen müssen. Denn nach der EM heisst ihre nächste Station Manchester City. Was hat den Ausschlag der begehrten Schweizerin zugunsten der «Blues» gegeben? «Sie haben einen guten Plan, um mich entwickeln zu können.»
Ausserdem: «Sie haben viel Ballbesitz, spielen ein System, das mir liegt.» Bewusst ist Beney, dass noch Arbeit vor ihr liegt: «Physisch muss ich noch Fortschritte machen. Aber ich bin sicher, dass ManCity mir dabei helfen wird.» Die Nachfrage eines Journalisten an der Medienkonferenz, ob Geld dabei auch eine Rolle gespielt habe, verneint sie charmant: «Hauptsache keine Schule mehr! Ich kann mich voll auf den Fussball konzentrieren.»
Trennung des Shootingstar-Duos
Dieser nächste grosse Schritt bringt auch eine persönliche Zäsur mit sich. Beney muss fortan ohne Sandkastenfreundin Naomi Luyet auskommen. Das Duo aus Savièse hatte gemeinsam auch in Sion und bei YB gekickt. Beney nimmt’s locker: «Das wird schon gehen, wir schreiben uns, werden uns auch von Zeit zu Zeit sehen – hoffentlich bald auch wieder in der Nati.»
Luyet weilt derzeit in Magglingen. Die 19-Jährige, die den Cut nach längerer Verletzungspause verpasst hat, ist derzeit in der Spitzensport-RS. Wenn es die Zeit zulässt, besucht sie die Nati-Partien im Stadion. Die Schweizer Meisterin mit YB wagt ebenfalls den Sprung ins Ausland, schliesst sich dem Bundesligisten Hoffenheim an.
Selbst ohne Luyet sollen am Sonntag gegen Island drei Punkte her. Wie lautet Beneys Rezept? «Es ist wichtig, dass wir wieder so starten wie gegen Norwegen. Wieder hoch stehen, dann kommt es gut.» Und zwar nicht nur für die Nati, sondern auch für die dann doch eher offensiv orientierte Iman Beney.