Zweimal im Jahr füllt sich das Sportzentrum Magglingen mit Schweizer Spitzenathletinnen und -athleten. Hoch über dem Bielersee schwitzen die jungen Talente 18 Wochen lang in der Spitzensport-Rekrutenschule.
«Das Konzept zielt darauf hin, den Spitzensport optimal mit der militärischen Dienstpflicht zu kombinieren», beschreibt die Schweizer Armee die Idee dahinter. Aktuell sind von April bis August die Wintersportlerinnen und Wintersportler an der Reihe.
Naomi Luyet: RS anstatt EM
Zwar hat ihr Sport wenig mit dem Winter zu tun, doch auch Fussballerinnen legen ihre RS jeweils in diese Phase. Die 19-jährige Zukunftshoffnung Naomi Luyet weilt im Berner Seeland – obwohl die 5-fache Nati-Spielerin viel lieber zusammen mit der Schweiz die EM-Endrunde bestreiten würde.
Doch Nati-Trainer Pia Sundhage verzichtete auf Luyet, auch aufgrund derer Gesundheit. «Meine Verletzung braucht noch ein bisschen Zeit. Ich will wieder komplett fit zurückkommen», erklärt die Offensivspielerin. Dass sie die Heim-EM verpasst, muss sie «erst noch verarbeiten».
Die Spitzensport-RS bietet ihr auch im Reha-Prozess viele Vorteile. «Wir haben hier eine bessere Infrastruktur als im Klub bei YB. Die Physiotherapeuten sind immer für uns da.» Luyet wechselt auf die neue Saison hin von den YB-Frauen nach Deutschland zu Hoffenheim – und will sich auch dafür in der auf das individuelle Training ausgelegten RS den letzten Schliff geben.
Nicolas Baechler: Playoff-Final, WM, Magglingen
Der Meister (ZSC Lions) und WM-Silbermedaillengewinner (Schweizer Nati) ist, anders als seine Eishockey-Kollegen, trotz Saisonende noch voll im Schuss. «Ich bin vom Playoff-Final direkt an die WM-Vorbereitung, ans Turnier und dann hierhergekommen», erklärt Nicolas Baechler. Er habe aufgrund seines langen Programms sogar die Grundausbildung verpasst.
«Jetzt bin ich bereits wieder fleissig am Trainieren», sagt Baechler. Ihn freut es, dass der ganze Tag dem Sport gewidmet ist. «Es hat mehr Volumen als im Eishockey-Alltag. Aber auch die Regeneration ist hier besser.»
Für den hochdekorierten 21-Jährigen steht ab dem Herbst eine weitere Saison voller Highlights an. Ob er mit der Nati lieber endlich WM-Gold oder doch lieber Olympiagold gewinnen wolle? «Beides zusammen! Da kann ich mich nicht entscheiden.»
Stefanie Grob: Kaum Zeit zum Durchschnaufen
Einer ähnlichen Situation in puncto Intensität befindet sich Stefanie Grob. Die Skifahrerin ist als Junioren-Weltmeisterin ebenfalls nach dem Saisonabschluss sogleich eingerückt.
«Es ging etwas schnell, es war streng am Anfang. Im Herbst muss ich mir dann noch etwas Pause gönnen», gibt die 21-Jährige zu. Auch sie ist beeindruckt von den Möglichkeiten in Magglingen.
Am meisten profitiere Grob, die sich auf die neue Saison hin einen Fixplatz im Super-G-Weltcup gesichert hat, aber von den Kolleginnen und Kollegen: «Der Austausch mit anderen Sportarten ist sehr cool und spannend. Alle sind gleich gesinnt.»