Die EM wird am Sonntag erst 5 Tage alt und doch steht im Berner Wankdorf schon eine Art Final an. Wenn sich in der Gruppe A Schweiz und Island gegenüberstehen, heisst es für beide: verlieren verboten. Nach dem knappen 1:2 der Schweizerinnen gegen Norwegen und dem überraschenden 0:1 der Isländerinnen gegen Finnland sind beide Equipen auf Zähler angewiesen.
Doch wie die Nati geben sich auch die Nordländerinnen tiefenentspannt. Mittelstürmerin Sandra Jessen erklärt: «Wir glauben immer noch daran, dass wir es schaffen, sind sehr locker drauf. So arbeiten wir Isländerinnen einfach.»
Einar Örn Jonsson teilt diese Einschätzung, denn: «Die mentale Stärke des Teams ist enorm, der grösste Trumpf. Die Spielerinnen geben niemals auf.» Der frühere Handballprofi, der in der Schweiz als Sportreporter des isländischen TV-Senders RUV im Einsatz steht, führt zudem die Standards und viel Tempo in der Offensive als weitere Waffen der «Stelpurnar okkar» an.
2000 Island-Fans im Wankdorf
Die Fans der Insulanerinnen nahmen den Dämpfer laut dem Sportreporter weniger wohlwollend auf, «viele haben erwartet, dass wir Finnland locker schlagen». Die Loyalität bleibe fraglos bestehen, Jonsson rechnet mit 2000 isländischen Fans im Wankdorf.
Die Niederlage zum Auftakt habe altbekannte Probleme aufgedeckt: «Spielerisch klappt es noch nicht. Das hat man in der Nations League und gegen Finnland gesehen. Zu schnell sucht man den ersten Pass nach vorne auf Sveindis Jonsdottir.» Diese Fokussierung auf die Wolfsburg-Stürmerin, die nach der EM in die USA wechselt, sei ein langjähriger Mangel.
Bisherige Spiele der Gruppe A
Bangen um «isländische Wälti»
Sorgen bestehen im personellen Bereich. Glodis Viggosdottir musste gegen Finnland mit Magenproblemen ausgewechselt werden und konnte weder am Donnerstag noch am Freitag trainieren. Hildur Antonsdottir fehlt gegen die Schweiz gesperrt. Letztere macht Jonsson keine Sorgen, man verfüge im Mittelfeld über genügend valable Stellvertreterinnen.
Ein Ausfall Viggosdottirs wäre Jonsson zufolge prekärer: «Sie ist Captain und Anführerin, gehört zu den besten Innenverteidigerinnen der Welt.» Von der Bedeutung her (und den Sorgen um sie) also vergleichbar mit Lia Wälti in der Nati.
Dass eine Absenz Viggosdottirs die isländische Equipe aus ihrer stoischen Ruhe reisst, ist nicht anzunehmen. Ruhig bleiben, lautet das Credo. Oder wie Jessen sagt: «So arbeiten wir Isländerinnen einfach.»