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Zweite Heim-EM als Trainerin Sundhage: «Der grösste Fehler? Es gar nicht versuchen!»

Im Interview mit «Keystone-SDA» spricht Nati-Trainerin Pia Sundhage über ihre bisherige Laufbahn und was sie bisher am meisten herausgefordert hat.

Pia Sundhage
Legende: Führt bereits zum zweiten Mal ein Nationalteam bei einer Heim-EM Nati-Trainerin Pia Sundhage. Keystone/Urs Flueeler

Seit anderthalb Jahren ist Pia Sundhage Schweizer Nationaltrainerin. Vor der EM im eigenen Land hat die 65-Jährige der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ein grosses Interview gegeben. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengetragen.

Das sagt die Nati-Trainerin über ...

  • ihren steinigen Weg zum Fussball: «Als ich klein war, gab es fixe Vorstellungen. Nur Jungs sollten einen Ball kicken dürfen, Mädchen sollten ihn werfen. Aber das fand ich langweilig, also habe ich ihn auch gekickt. Meine Eltern schenkten mir einen Ball, den ich gegen das Garagentor kickte. Manchmal ging zwar eine Scheibe zu Bruch, aber meine Eltern haben mich und meine fünf Geschwister immer unterstützt. Ein Juniorentrainer kam dann auf mich zu und fragte, ob ich richtigen Fussball spielen möchte. Dafür mussten wir meinen Namen ändern. Aus dem Mädchen Pia wurde der Junge Pelle. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, die Leute rufen mich ‹Pelé›.»
Wenn Spielerinnen immer nur das machen, was sie schon gut können, werden sie nie herausfinden, wie gut sie sind.
  • die Learnings aus ihrer bisherigen Trainerkarriere: «Als Nationaltrainerin hast du das Privileg, die besten Spielerinnen eines Landes auswählen zu können. Der Job ist zwar überall derselbe, aber die Kultur und die Einstellungen der Menschen sind jeweils ganz anders. Die Arbeit in den verschiedenen Ländern und Kulturen hat mich aufgeschlossener und weltoffener gemacht. Was in den USA funktioniert, muss es nicht zwingend in Schweden, und was in China verstanden wird, könnte in Brasilien nur fragende Blicke auslösen. Für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar.»
  • wie sie mit der Schweizer Eigenschaft der Zurückhaltung bei den Spielerinnen umgeht: «Ich versuche, den Spielerinnen zu vermitteln, dass es ihnen wohl dabei sein muss, Dinge zu wagen, sich aus der eigenen Komfortzone zu begeben, Fehler zu begehen. Der grösste Fehler, den man machen kann, ist, es gar nicht erst zu versuchen. Wenn Spielerinnen immer nur das machen, was sie schon gut können, werden sie nie herausfinden, wie gut sie sind. Diesen Mut zu vermitteln, ist wohl eine der grössten Herausforderungen für mich als Trainerin.»
  • die anhaltende Sieglosigkeit vor dem EM-Auftakt: «Wir schiessen keine Tore. Das ist ein Problem. Wir haben keine richtigen Skorer im Team. Aber ich glaube, wir haben zehn Spielerinnen, die zwei Tore geschossen haben. Das kann man entweder so anschauen, dass wir keine Spielerin haben, die viele Tore erzielt, oder aber, dass wir ein ausgeglichenes Team haben, in dem viele Spielerinnen treffen können. Es gibt immer mehrere Perspektiven.»
  • ihr Wunschszenario für das Eröffnungsspiel gegen Norwegen: «2013 war ich als Schweden-Coach schon Teil einer Heim-EM. Einen der schönsten Momente erlebte ich auf dem Weg zum Stadion, als ich sah, wie viele Menschen dabei sein wollten. Schwedische und dänische Fans feierten friedlich miteinander. Ich hoffe, dass ich in Basel nicht nur Schweizer, sondern auch norwegische Fahnen sehen werde. Es geht um mehr als ums Gewinnen. Darum, gemeinsam ein unvergessliches Ereignis zu schaffen. Es ist auch ein grosser Druck, ja. Aber es wird wunderbar.»

SRF zwei, Sportflash, 16.06.25, 23:30 Uhr ; 

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