Der Rekord ist gesichert, aber der Zauber ist vorbei. Italien blieb am Donnerstag zum 35. Mal in Folge ungeschlagen und egalisierte damit die Serien von Spanien zwischen 2007 und 2009 sowie diejenige von Brasilien zwischen 1993 und 1996.
Tatsächlich fühlt sich das 1:1-Unentschieden der Italiener im Heimspiel gegen Bulgarien aber wie eine halbe Niederlage an. Denn es ist das erste Unentschieden in der laufenden WM-Qualifikation, nachdem Italien gegen Nordirland, Bulgarien und Litauen Siege eingefahren hatte.
Mittelfeld verwirrt und chaotisch
Und so kann die Schweiz für das Direktduell mit den «Azzurri» am Sonntag Mut schöpfen. Denn die Italiener kassierten nach dem Führungstreffer von Federico Chiesa ihr erstes Gegentor in den Qualifikationsspielen, vergaben unzählige Chancen fahrlässig und wirkten im Mittelfeld verwirrt und chaotisch.
In einem K.o.-Spiel hätte es nach dem 1:1 nach 90 Minuten eine Verlängerung und möglicherweise ein Elfmeterschiessen gegeben. Und vielleicht hätte Italien dort, wie auch bei der Europameisterschaft, gewonnen. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Mannschaft von Roberto Mancini in 3 von 8 Spielen an der EM unentschieden gespielt hatte: 0:0 gegen Österreich, 1:1 gegen Spanien und England. Nur Belgien hat Italien in der regulären Spielzeit geschlagen.
Vergangenheit dient als Warnung
Dies zeigt, dass Italien schon bei der EM gelitten hat, auch wenn man sich im Nachhinein nur an das Endergebnis erinnert. Die Vergangenheit zählt jedoch nicht mehr und dürfte für die «Squadra Azzurra» eher als Warnung dienen. Denn nach einem grossen Erfolg zeigten die Italiener in der Geschichte oft Schwächephasen.
So spielte Enzo Bearzots Italien 1982 im ersten offiziellen Spiel nach dem Weltmeistertitel nur 2:2 gegen die Tschechoslowakei. Auch Marcello Lippis Weltmeister-Mannschaft 2006 erreichte im ersten Einsatz nach der WM nur ein 1:1 gegen Litauen.
Gianluigi Donnarumma und seine Teamkollegen sind also gewarnt. Sie haben zwar 4 Punkte mehr als die Schweiz, aber auch 2 Spiele mehr auf dem Konto. Die Italiener dürfen also am Sonntag nicht verlieren, wollen sie nicht Gefahr laufen, dass die Schweizer Nati unter dem neuen Trainer Murat Yakin gefährlich nahekommt.
Toreschiessen als grösstes Problem
Aus diesem Grund wird Mancini wieder auf Kapitän Giorgio Chiellini in der Verteidigung setzen, obwohl dieser mit seinen 37 Jahren in der laufenden Saison noch kein Spiel von Beginn weg bestritten hat.
Das grösste Problem der Italiener bleibt jedoch das Toreschiessen. Denn Ciro Immobile trifft in der Nationalmannschaft nicht so gut wie bei seinem Klub Lazio, Andrea Belotti ist verletzt und Giacomo Raspadori scheint noch zu unreif, um einen Stammplatz einzunehmen.
Das ist ein weiterer Grund zur Hoffnung für die Schweiz, die nach dem Sieg gegen den Weltmeister Frankreich nun davon träumt, Europameister Italien zu schlagen. Auch wenn es dieses Mal bei einem Unentschieden kein Elfmeterschiessen geben wird.
Übersetzung: Sven Dalla Palma